In Indien trifft man in Gegenden, wo die Leute traditionell andere Kleidung tragen als klassische Saris oder Salwar Kameez, bevorzugt an touristischen Sehenswürdigkeiten kleine Stände, wo die Reisenden sich diese Kleidung anziehen und dann fotografieren lassen können. Das ist insbesondere unter indischen TouristInnen recht beliebt. Ich lächelte dagegen immer darüber. Bis ich es selber tat….
Dabei startete ich gleich mit dem großen Rundum-Paket! Bei „meiner Familie“ in Bikaner wurde ich in ein schönes Gewand gesteckt, geschminkt, beschmückt und dann gingen wir ins Fotostudio. Das dauerte alles wesentlich länger als sich nur mal kurz andere Kleidung überzuwerfen. Und in dieser Zeit tat sich Erstaunliches. Wir unterhielten uns. Z.B. mit der 14jährigen:
Und unter den Händen der an mir herumhantierenden Frauen wandelte ich mich vom Tomboy in eine rajasthanische Frau. Beim Blick im Spiegel war ich mir fremd, meine Schmuckstücke klimperten, ich setzte vorsichtig Fuß vor Fuß in zierlichen Absatzschuhen. Meine Haltung wurde gerader, ich versuchte verführerische Blicke, die anderen Familienmitgliedern schauten mich anders an, ich stellte mir vor, wie ich wohl wäre, wäre ich hier geboren und es wäre meine tägliche Gewohnheit. Ich fing an, mich für die Stoffe, Farben, Accessoires, Schminkutensilien und Techniken zu interessieren. Wir machten uns auf den Weg zum Photostudio. Die Kleidung fühlte sich sehr anders an mir an als die gewohnten Hosen und Outdoorschuhe. Anfangs war ich ängstlich bedacht, dass nichts an mir rutschte. Aber es war bequemer als ich dachte. Ich bekam viele 2. Blicke. Die ersten glitten an mir vorüber, da ich so aussah wie alle. Außer – war da nichts was anders? Da musste man nochmal hinschauen! Ich fühlte mich als wäre ein 2. Ich mehr zum Vorschein gekommen, eines, dass auch Ich war. Wäre ich eben hier geboren, ich wäre sicherlich anders geworden. Es wurde ein wenig vorstellbarer.
Seitdem baue ich es immer öfter in meine eigenen Reisen ein und auch, wenn ich Begleitung habe. Auch unsere Reisenden haben die Gelegenheit, sich einheimisch zu kleiden. Viele Kleidungsstücke sind etwas komplizierter zu handhaben und so dauert es etwas länger. Manche Schmuckstücke erzählen Geschichten. Man kann auch Musik anmachen und die ersten lokalen Tanzschritte lernen. Bei jeder Ankleidung passieren andere Gespräche. Es ist aber immer ein besonderes Gefühl, die Kleidung nicht nur anzuschauen sondern am eigenen Leib zu tragen. So, als würde man ein bisschen mehr über die andere Lebenswelt erfahren. Und zwar nicht nur mit dem Kopf sondern mit dem ganzen Körper.
Wir bauen Ihnen gerne Kleidungsaktivitäten in Ihren individuellen Tourplan ein. Und sind jetzt schon gespannt auf Ihre Erfahrungen!