So ein kleines Land – und so viel Geschichte und aktuelle Geschehnisse! Von mir selber 2008 das erste Mal besucht, kenne ich kein Land, welches sich in nur 15 Jahren so sehr gewandelt hat. War es 2008 noch ein selten besuchtes Land mit gering vorhandener touristischer Infrastruktur, ist es heute gut organisiert und bequem zu bereisen. Auch war es damals recht herunter gewirtschaftet – und heute sind inzwischen so viele Investitionen getätigt, dass manche Orte (insbesondere Batumi) kaum wieder zuerkennen sind.
Georgien ist mit unter 60.000 qkm kleiner als Bayern. Mit unter 4 Mio EinwohnerInnen ist es auch sehr viel knapper besiedelt (Bayern hat über 13 Mio). Diese Zahlen gelten für Georgien ohne Abchasien und Süd-Ossetien – 2 umstrittene Gebiete seit dem Georgienkrieg 2008. Für Reisende spielen diese Gebiete im gewissen Sinn keine Rolle, allerdings begegnet man in Georgien diesem Thema evtl. in Form von Geflüchteten und sicherlich in Form von öffentlichen Landkarten (z.B. befinden sich viele Hausnummern in Tskhaltubo auf Umrissen von Georgien inkl. dieser Gebiete), Slogans, Gesprächen.
Georgien ist ein postsowjetischer Staat, der seit 1991 unabhängig ist. Seitdem ist das politische Geschehen dynamisch und bewegt. Auch der Umgang mit der Erinnerung an den in Georgien geborenen Josef Stalin ist ein Thema. Georgien bemüht sich seit vielen vielen Jahren um einen Beitritt zur EU – hängt aber auch an Russland. Politik ist definitiv ein Thema auf einer Georgienreise – und eine gute Gelegenheit zur eigenen Erkenntniserweiterung.
Abgesehen von diesen Themen bietet Georgien für Reisende aber auch einfach viele Genussmomente in vielerlei Richtungen. Mit dem großen Kaukasus im Norden (der höchste Berg ist der Schchara mit 5.201 m) und dem kleinen im Süden sowie dem Schwarzen Meer im Westen und einer breiten fruchtbaren hügeligen Ebene in der Mitte bietet Georgien eine große landschaftliche Vielfalt. Canyons, Höhlen und Seen bereichern die landschaftliche Vielfalt. Auch an Historie hat Georgien einiges zu bieten – ob es die große Altstadt Tbilisis, alte (Höhlen)klöster und Kirchen, das Kurbad Borjomi mit großer Vergangenheit oder die traditionellen Dörfer Swantiens und Tuschetiens sind, die Auswahl ist groß! UrbEx-Streifzüge, die alte Heerstraße, Weinverkostungen, georgischer Tanz, die georgische Küche und weitere Attraktionen bereichern das Reiseangebot.
Mit den Menschen kommt man sehr gut zurecht. Zwar wird außerhalb Tbilisis sehr wenig englisch gesprochen (russisch ist dagegen weit verbreitet), aber man bemüht sich um Verständnis und Kommunikation. Wir empfehlen definitiv eine dolmetschende Begleitung.
Georgien ist ein überaus interessantes Reiseziel, welches sich für mehrere Reisen eignet. Man kann verschiedene Schwerpunkte setzen und Gebiete kombinieren. Es gibt viel zu entdecken und erfahren – reisen Sie hin!
Von 5-Sterne-Hotels bis einfachen Gasthäusern wartet Georgien mit einer guten Auswahl von Zimmern auf. Auch einfachste Unterkünfte bieten beste Sauberkeit mit frischer Bettwäsche und bereit gestellten Handtüchern. Auf dem Lande wird man oft in Ermangelung von Restaurants direkt in der Unterkunft verköstigt – eine vielfältige, frische, reichhaltige und leckere Speiseauswahl breitet sich immer auf dem Tisch aus.
Die Wandermöglichkeiten in Georgien sind zahllos! Neben kurzen oder langen Tageswanderungen, mehrtägigen Trekkings mit Gästehaus-, Shelter- oder Zeltübernachtungen gibt es auch Möglichkeiten zum Bergsteigen wie auf den Mt. Kazbek. Im Großen Kaukasus sind Swanetien, Kazbegi, Racha, Tuschetien, Khevsureti und Lagodekhi ganz im Osten die bekannten Gebiete. Es gibt wenige leicht gehbare Verbindungen untereinander so dass man bei einem Wechsel meistens wieder in die Ebene muss. Aber vielleicht ist ein Gebiet auch erst einmal ausreichend? Sie bieten jedenfalls unterschiedliche Touren an Länge, Steigungen, Tagen und Beliebtheit.
Im Süden lockt der Borjomi Nationalpark mit diversen Wandermöglichkeiten und Übernachtungen in einfachen Hütten. Die Javakheti-Region ist ein faszinierendes Hochplateau und noch wenig erschlossen, dafür vielleicht umso lohnenswerter. Der Gipfel Didi Abuli ist anstrengend, aber auch etwas ganz Besonderes.
Gewandert wird entweder auf den zwei Beinen – oder die vier Pferdebeine sind aktiv. Besser ist es, wenn man Reiterfahrung hat. Ohne ist vielleicht eine Tagestour ein guter Reitstart. Bei Zeltübernachtungen können die Pferde das Gepäck tragen. Bei Gästehaustrekkings trägt man üblicherweise selber. Da die Unterkünfte frische Bettwäsche und Handtücher bieten, braucht es nicht viel im Rucksack.
Mehrtageswanderungen in größere Höhen sind üblichereweise ab ungefähr Mitte Mai bis Ende September möglich. Tageswanderungen und Touren im Süden lassen sich aber auch davor und danach arrangieren – bis hin zu Schneeschuhwanderungen im Winter. Sagen Sie uns, was Ihrem Wanderherz behagt – und wir machen Ihnen passende Vorschläge!
Wer nicht so gerne auf zwei oder vier (Pferde)beinen unterwegs ist, sich aber trotzdem sportlich in der Natur betätigen möchte, kann auf dem Fahrrad Touren unternehmen, River Raften, Kayak- oder Kanufahren – oder im Winter reisen, Schneeschuhwandern und Skifahren! Gudauri bietet Pisten, aber auch abseits davon gute Skitouren. Parasailing wird im Schwarzen Meer angeboten und Paragliding in der Kazbegi Bergregion.
Zwar sind die Kirchen Georgiens nicht so beeindruckend wie die im benachbarten Armenien, aber dennoch sehenswert. In Georgien dominiert die georgisch-orthodoxe Kirche. Bereits aus dem 1. – 3. Jahrhundert gibt es Spuren von christlichen Gemeinschaften. Einen großen Aufschwung bekam das Christentum als es durch die Heilige Nino bekannter wurde und zur Staatsreligion in Ost-Georgien ernannt wurde. In der Sowjetzeit wurde die Kirche stark bekämpft und die Tätigkeiten eingeschränkt. Seit der Unabhängigkeit erstarkt die Kirche aber wieder und beeinflusst das öffentliche und private Leben. Die orthodoxe Kirche genießt in Georgien Verfassungsrang, Steuerfreiheit und erhält staatliche Zuschüsse.
Es sind Relikte aus vergangenen Zeiten bewahrt worden und man kann alte Höhlenklöster wie Wardzia und David Garedscha besichtigen. Am schönsten gelegen und meistfotografiertesten ist die Gergeti-Kirche in Kazbegi – aber es gibt noch zahlreiche andere Kirchen, Klöster und Festungen mit Kirchen, die angesteuert werden können.
Eine Reise nach Georgien ohne Dorfbesuche wäre nicht „vollständig“. Insbesondere die Dörfer Swantiens mit dem Highlight Ushguli, welches UNESCO-Status erhalten hat, sind mit den Wehrtürmen sehr pittoresque. Aber auch Dörfer in Tuschetien und allen anderen Regionen laden zum verweilen ein. In vielen Bergregionen sieht man wenig sowjetischen Einfluss im Ortsbild, in der Ebene hingegen schaut es ein wenig anders aus. Nichtsdestotrotz ein Grund, sich auch einmal hier umzuschauen. Die Dörfer sind ein guter Gegensatz zum quirligen Stadtleben – und wer mehr als nur eine Trekkingnacht bleibt, hat die Chance, das Dorfleben und die Dorfleute etwas besser kennenzulernen.
In Georgien gibt es so einiges zu besichtigen, was von geschichtlichem Interesse ist. Das sind z.B. die Höhlenstadt Uplisziche aus vorchristlicher Zeit, der alte Höhlenklosterkomplex in Vardzia aus dem 12/13. Jhdt. oder auch diverse alte Kirchen und Klöster bis aus dem 5. Jahrhundert.
Neben diesen sehr alten zeitgeschichtlichen Hinterlassenschaften gibt es aber auch Interessantes aus der Sowjetzeit – insbesondere natürlich das Stalin-Museum in Gori (und sein speziell aufbereitetes Geburtshaus). Das Verhältnis der GeorgierInnen zu dem in Georgien geborenen Josef Stalin ist nicht einfach und somit eine gute Gelegenheit, seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.
Auch wollen wir hier die Georgische Heerstraße erwähnen, die einzige Landverbindung zwischen Russland und Georgien, die mindestens schon seit dem 1. Jhdt. von Händlern und Soldaten genutzt wurde. Sie besticht durch landschaftliche Schönheit, aber es ist eben auch interessant zu schauen, welches Autos und Lastwagen hier fahren.
UrbEx ist die Abkürzung für Urban Exploration, d.h. man erforscht/entdeckt verlassene Gebäude im öffentlichen Raum. Georgien hat ziemlich viel davon zu bieten, selbst in der Hauptstadt Tbilisi gibt es Wohnhäuser, wo niemand mehr wohnt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion brachen viele Pfade der Russen zusammen – insbesondere die staatlich verordneten Erholungsaufenthalte in Sanatorien, von denen Georgien so einige zu bieten hatte. Zurück blieben verfallende Heilbäder insbesondere in Tskaltubo. Hier ist allerdings etwas Eile geboten:Regierung und Investoren planen große Renovierungen und Aufbereitungen und haben bereits mehrere Gebäude eingezäunt. Ein Tagesausflug von Kutaisi oder sogar eine Übernachtung direkt vor Ort ist empfehlenswert.
Ein weiterer interessanter Ort ist Chiatura, eine alte Bergarbeiterstadt (Manganerz). Der einst florierende Bergbau brach aber mit dem Zerfall der Sowjetunion zusammen und wurde nie wieder in dem Maße erneuert und so sind nur noch sehr wenige Minen in Betrieb. Seilbahnen waren damals eine große Errungenschaft. Inzwischen ist viel verfallen bzw. es gibt Pläne, den Ort als Erinnerungsort herzurichten. Jedenfalls kann man hier gut auf Entdeckungstour gehen! Der Ort ist ebenfalls gut in einem Tagesausflug von Kutaisi aus zu erreichen.
Neben diesen Zentren zum UrbExen gibt es auch vereinzelte weitere verlassene Gebäude aus alten Sovietzeiten – wir integrieren Ihnen gerne einen diesbezüglichen Fokus in Ihren Tourplan!
Tbilisi ist Haupt- und einzige Millionenstadt von Georgien. In der ersten Phase der Eingliederung in Russland Anfang des 19. Jhdts. wurde zwar viel „russifiziert“, andererseits Georgien aber auch für Europa geöffnet. Tbilisi wurde zu der Zeit zu einem „Paris des Ostens“. Elegante Paläste, Hotels, Wohnhäuser und Museen wurden im Stil des Klassizismus, des Barock und später des Jugendstils gebaut. Die alte Pracht lässt sich noch in der großen Altstadt bewundern. Zwar ist durch Geldmangel sehr viel verfallen und auch unbewohnt oder sogar abgerissen und ersetzt, aber es gibt immer noch wahnsinnig viel zu entdecken. Eine schier unendliche Fülle an architektonischen Details und Designs begeistern das Auge. Wir empfehlen geführte Spaziergänge, aber unbedingt auch Entdeckungstouren auf eigene Faust. Man kann hier Stunden bis Tage verbringen und immer wieder Neues entdecken.
Eine Besonderheit Tbilisis sind die Wohnhäuser mit gemeinsamen Balkonen/Veranden. Dadurch bekommt die Nachbarschaft eine besondere Bedeutung und man muss sich gut arrangieren beim Wohnen. Im Sommer ist Tbilisi sehr heiß. Aber durch viele große Bäume und schattenwerfende Häuser ist es aushaltbar. Neben dieser sehr besonderen Altstadt hat Tbilisi aber noch sehr viel mehr an Besichtigungen zu bieten: Kathedralen, Schwefelbäder, die Flaniermeile Rustaweli-Boulevard mit dem Friedensplatz, die Ruinen der Festung Narikala (besonders schöner Abendblick auf die Stadt), der große Botanische Garten, viele Parks, geschmackvolle Lokale mit leckerem Essen, die Druckerpresse Stalins, weitere Museen und kulturelle Einrichtungen. Hier kann man mindestens 1 Woche verbringen ohne sich zu wiederholen. Ich selber finde Tbilisi die schönste Stadt, die ich kenne!
Am bequemsten ist natürlich ein (geländegängiges) Auto mit Fahrer, welches einen in die entlegensten Ecken Georgiens bringt. Die Straßenverhältnisse sind Überland gut, zu den Bergdörfern manchmal eher herausfordernd. Spannend und günstig ist die Fortbewegung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für Überlandstrecken gibt es Marshrutkas (Minibusse), Man fährt tendentiell zu festen Zeiten, startet aber oft erst, wenn auch der letzte Platz besetzt ist. Zusammen mit dem Guide empfehlen wir jedoch mindestens eine Strecke öffentlich zu reisen.
Außerdem gibt es einige Bahnstrecken in Georgien. Man reist sehr bequem, günstig und eher gemächlich, insgesamt eine interessante Reiseerfahrung. Wer auch nach Armenien möchte, dem empfehlen wir definitiv den Nachtzug – angenehmer lässt sich kaum reisen.
Wir wollen nicht verschweigen, dass es in Georgien ein Problem gibt – welches aber bewältigbar ist! Und das sind Hunde. Bzw. nur eine Art Hund ist ein Problem, eine andere keines. Es gibt sehr viele Hunde, auch alleingelassene. Die suchen sich gerne (menschliche) Gesellschaft, teilweise über weite Strecken, teilweise sogar über mehrere Tage. Diese trifft man in Ortschaften oder auch in Wandergegenden wie Swanetien an (der auf dem Bild begleitete über mehrere Kilometer in Tbilisi). Die Problemhunde für Reisende sind die kaukasischen Hirtenhunde, die entweder (Schaf)herden bewachen oder Gehöfte. Wenn ein Schäfer das mitbekommt, hält er sie oft so zurück, dass sie friedlich bleiben. Betritt man aber unbemerkt ihr Revier, stürzen sie sich aggressiv bellend und zubeißen wollend auf einen. Da muss man dann reagieren und dem Hund/den Hunden begreiflich machen, dass eine Konfrontation schlecht für ihn/sie ausgehen könnte.
Es gibt drei Punkte, die wichtig sind:
1. nicht allein wandern (was bei uns automatisch passiert, da Sie mit Guide gehen)
2. Stöcke mitnehmen (wenn man diese hochhält denkt der Hund, man sei riesig)
3. ein Verhaltenstraining vorab machen (das bietet unser Guide – je mehr man sich verinnerlicht, wie man zu reagieren hat, desto eher macht man es auch – selbst wenn die körperliche Erstreaktion eine andere ist)
In den verschiedenen Regionen sind unterschiedlich häufig aggressive Hunde anzutreffen. Während es in Tuschetien relativ viele davon gibt, sind in Swanetien eher anhängliche Hunde unterwegs.
Von meiner eigenen Reise im Mai/Juni 2023 gibt es einen Blog und damit eine gute Möglichkeit, sich einen kleinen Eindruck zu verschaffen: