SIKKIM

 

Sikkim ist unsere dritte Schwerpunktdestination in Indien geworden. Nach 20 Jahren Ladakh im indischen West-Himalaya war es eigentlich mehr als überfällig, sich mit dem östlichen Teil des indischen Himalayas zu beschäftigen. Ein kurzer Besuch in 1995 sowie ein ausgedehnter in Darjeeling und Kalimpong im Jahre 2000 (incl. Singalila-Trekking) waren die ersten Kontakte mit dem jüngsten Bundesstaat Indiens (1975 erfolgte der Beitritt), der einem das Herumreisen nicht so ganz einfach macht. Mit Nepal, China (bzw. Tibet) und Bhutan als direkte Nachbarn liegt es in einer politisch brisanten Ecke, die für uns Reisende nicht gefährlich ist, die aber Regeln und Einschränkungen nach sich zieht. Man braucht für Sikkim ein Inner Line Permit (2 Wochen, unkompliziert um 30 Tage verlängerbar) und für einige Gebiete (Nord-Sikkim, Ost-Sikkim an tibet. Grenznähe) sowie für Trekkingtouren spezielle Permits. Auch darf man z.T. nicht als alleinige westliche Person reisen.

 

Diese Auflagen werden routiniert von der örtlichen Agentur bewältigt. Danach warten herzliche Gastfreundschaft, freundliche, interessante Begegnungen, reiche Kultur und atemberaubende Landschaft auf einen.

 

Sikkim ist eine kleine Region, die sich am besten langsam bereisen läßt. Durch leider schlechte Straßen (Monsun und Winter fordern ihren Tribut) ist man schon zu einem gemächlichen Tempo und automatisch zu körperlicher Aktivität gezwungen. Es gibt zwar auch rolligerechte Unterkünfte, man kann sich zu einigen Orten direkt vor die Haustür fahren lassen, aber im Grunde ist man in Sikkim besser dran, wenn einem körperliche Aktivität gefällt. Mit Höhen zwischen 400 und über 8.000 m auf kleinem Raum ist Sikkim überwiegend steil. Flüsse graben sich tief zwischen die Bergfalten. Zum Fahrradfahren braucht es definitiv trainierte Muskeln, viele Gänge und eine gute Bremse. Zu Fuß läßt sich die vielfältige Flora Sikkims sehr gut entdecken. Allerdings sind die Trekking- und Gipfelbesteigungen etwas eingeschränkt, da das kleine Bundesland Grenzregion zu Tibet/China ist. Die SikkimesInnen sind sehr gut zu Fuß. Ein spät errichtetes und unvollkommenes Straßennetz, welches im Monsun auch noch manchmal zusammenbricht, zwingt die Leute oftmals, weite Strecken zu Fuß zu gehen. Auch kleben diverse Gehöfte hoch am Berghang und können nicht motorisiert erreicht werden.

 

Kulturell gesehen ist Sikkim ein überaus spannendes Bundesland, da hier ein buntes Völkergemisch herrscht und es „den/die SikkimesIn“ nicht gibt. Es heißt, dass wahrscheinlich zuerst die Lepchas angesiedelt haben, die aus südöstlichen Gebieten gekommen sind. Sie gelten als Ureinwohner Sikkims. Kurz danach kamen auch schon die Buthia, die ihren Ursprung in Tibet haben. Ende des 19. Jhdt. wurden aktiv Nepalesen animiert, sich in Sikkim anzusiedeln. So stieg die EinwohnerInzahl von 30.000 in 1891 auf 600.000 in 2011. Dabei machen die Lepchas und Buthias nur noch zusammen ca. 20% aus und die Nepalesen stellen die größte Bevölkerungsgruppe.

 

Sikkim war ab 1641 Königreich, wobei es einige historische Turbulenzen gab, in welchen das Nachbarland Indien oftmals eine Rolle spielte. 1975 trat Sikkim als 22. Bundesstaat Indien bei und der König wurde abgesetzt.

 

Wie Sikkim mit dieser Situation umgeht, ist spannend zu sehen – welche Traditionen gewahrt werden, wie die Kulturen miteinander leben, wie sie zur Regierung stehen usw.

An- und Rumreisen

Für die Anreise nach Sikkim gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zuerst einmal fliegt man nach Delhi oder Kolkata und kann sich überlegen, ob man dort noch etwas Zeit verbringen möchte.

 

Delhi
Von Delhi fliegt man entweder nach Bagodgra oder fährt mit dem Zug in mind. 20 Stunden nach Siliguri/New Jalpaiguri. Die Zugreise läßt sich wunderbar in Varanasi unterbrechen. Für die Strecke nach/ab Varanasi kann man sehr bequem einen Nachtzug wählen.

 

Kolkata
Auch von Kolkata stehen einem der Flug nach Bagdogra oder eine (Nacht)zugfahrt nach Siliguri/New Jalpaiguri zur Verfügung.

 

Bagdogra/Siliguri/New Jalpaiguri
Von hier werden Sie mit dem Auto abgeholt und können dann wählen, ob Sie direkt zum ersten Zielort fahren möchten oder die Gelegenheit zu einer Fahrt mit der Toytrain nutzen wollen. Die Toytrain fährt sehr langsam und bummelig nach Darjeeling. Man kann an verschiedenen Stationen zusteigen – oder auch später eine Fahrt direkt von Darjeeling aus machen. Lohnenswert ist eine Strecke mit diesem Klassiker der Bahnfahrt auf jeden Fall!

 

Pakyong Airport

Sikkim hat seit 2018 einen eigenen Flughafen 30 km südlich von Gangtok. Allerdings kann dieser nur auf Sicht angeflogen werden und diese ist oft zu schlecht, d.h. ein Großteil der Flüge fallen aus. Spice Jet ist die einzige Fluggesellschaft, die diesen Flughafen anfliegt. Wir raten prinzipiell eher davon ab.

 

Neben der Toytrain steht einem in der gesamten Gegend für die motorisierte Fortbewegung nur das Auto zur Verfügung. Die Strecken sind in dem kleinen Bundesstaat oftmals kurz, aber man braucht lange, da der Straßenzustand sehr zu wünschen übrig läßt. Der Monsun ist und bleibt eine große Herausforderung an die Straßenbauarbeiter – nicht nur für den Belag selber, sondern auch durch die drohenden Erdrutsche.

 

Die Einheimischen fahren, wenn sie kein eigenes Auto haben, meistens mit einem Sammeltaxi. Da sitzen vorne neben dem Fahrer 2, auf der Mittelbank 4 und hinten auch 4 Personen – es ist also ziemlich gedrängelt. Manchmal werden die Plätze vorgebucht, manchmal spontan losgefahren. Unterwegs werden weitere Leute aufgelesen und eingeladen und Plätze teilweise mehrfach nacheinander besetzt. Das ist manchmal unbequem, aber auch interessant. Wer das für eine Strecke gerne ausprobieren möchte, kann das selbstverständlich tun!

 

Unterkunft

Sikkim hat flächendeckend Unterkünfte anzubieten, z.T. auch für verschiedene Geschmäcker und Geldbeutel. In vielen Häusern wird Wert gelegt auf sikkimesisches Design.

 

Heritage Hotels, wie man sie in Rajasthan kennt, sind leider nicht so viele vorhanden, aber immerhin einige. Entweder von der alten Königsfamilie eingerichtet oder von den Briten erbaut, bergen diese Häuser interessante Schätze aus der Vergangenheit plus eine behagliche Einrichtung.

 

Von den vielen Hotels und Gästehäusern in den größeren (touristischen) Orten, die bis zu 5-Sternen gehen (bzw. es gibt davon nur je eines in Gangtok und in Darjeeling) können sich sehr viele mit dem Kanchendzonga-Blick schmücken, den man aus diversen Zimmern oder sogar direkt vom Bett aus hat.

 

Wer gerne naturnah und doch schön wohnt, findet einen Platz in einem der Resorts oder einem Farmhouse. Morgens zwitschern Vögel, der Blick schweift ins Grüne und man kann viel an Flora und Fauna direkt von der Unterkunft erblicken.

 

Auch in Sikkim hat sich inzwischen ein Homestaykonzept durchgesetzt. In diversen Dörfern haben Familien ihre traditionellen Häuser für Gäste umgebaut und bieten einem authentisches Dorf- und Familienleben. Manche von denen sind recht edel und fein eingerichtet, manche einfacher. Allen gemeinsam ist eine wunderbare Gastfreundschaft, viel Enthusiasmus (die meisten existieren noch nicht so lange) und eine leckere lokale Küche.

 

Trekking

Sikkim ist ein Trekkingparadies. Die Landschaft ist durch die Höhe Sikkims zwischen 300 und 8.586 m extrem vielfältig und die Strecken sind nicht überlaufen – vielfach ist man sogar einzige Partie bei der Übernachtung. Einer der Gründe für das geringe Trekkingaufkommen sind evtl. die behördlichen Auflagen: ein Trek muss von einer Agentur organisiert sein, man muss mind. 2 Trekkingpersonen sein und es muss ein Permit beantragt werden. Für die meisten Treks ist das unkompliziert, für wenige andere kann man mit bis zu einem halben Jahr Vorlauf rechnen. Dieses sind aber keine wirklichen Hürden, da die Permits von uns automatisch mitorganisiert werden.

 

In Sikkim sind Treks in verschiedener Länge in diversen Gegenden möglich. Man kann hoch hinaus oder auch auch weiter unten bleiben. Es gibt Strecken in bewohnten Gegenden und dort, wo man kaum noch jemanden trifft. Auch innerhalb der Treks gibt es Varianten von der Streckenführung. Bei allen (außer Singalila-Trekking in der Darjeeling-Gegend), nimmt man Zelte mit. Das Gepäck wird von Pferden, Dzos (Mischung aus Yak und Kuh) und Trägern transportiert.

 

Es gibt in Sikkim auch zahlreiche Möglichkeiten für Touren von 1 Stunde bis zu 1 Tag. Man muss nicht gleich auf eine mehrtägige Trekkingtour gehen, um schöne Gegenden auf zwei Beinen zu erleben. Aber selbst wenn – es bietet sich in vielen Gebieten an, etwas zu wandern, um einerseits Flora und Fauna besser zu genießen, aber auch Menschenbegegnungen fallen einem zu Fuß leichter als vom Auto aus. Und manche tollen Sehenswürdigkeiten sind auch nur auf Schusters Rappen erreichbar wie das Dubdi-Kloster, welches 1,2 km von der Straße entfernt bei Yuksom liegt.

 

> Trekking und Wandern in Sikkim

 

Buddhismus-Hinduismus-Bön-…

 

Die meisten SikkimesInnen sind Hindus. Begibt man sich durch das Land, bekommt man allerdings einen anderen Eindruck, da buddhistische Gebetsfahnen überall wehen. Auch sind sehr viel mehr buddhistische Klöster zu besichtigen als hinduistische Tempel.

 

Hinduismus wird mehr im privaten praktiziert. Jedes Haus hat seinen Altar, wo den Gottheiten gehuldigt und zu ihnen gebetet wird. An öffentlichen Tempeln sind folgende zu nennen: Chardam Sai Mandir in Namchi, Sai Mandir in Legship sowie diverse kleine in Gangtok und weiteren Orten.

 

Was dagegen sehr schön und öffentlich abläuft sind Festivitäten – die ganz großen wie Dussehra und Diwali bekommt man überall zu Gesicht, zu Holi hat man in der M.G. Marg in Gangtok viel Spaß und bei kleineren Begebenheiten wie Hanumans Geburtstag ist es eher Glück, eine Prozession vorbeifeiern zu sehen.

 

Dem Buddhismus hängen ca. 35% der Sikkimesen an, hauptsächlich die Lepcha, die Bhutia und die ExiltibeterInnen. Es gibt zahlreiche Klöster über das Land verteilt, die zu einer Besichtigung einladen. Interessanterweise sind sie fast alles Männerklöster, eine Nonne bekommt man sehr selten zu Gesicht. Auch gibt es in Sikkim eine weitere Eigenheit der Mönche: viele führen ein „normales“ Leben in einem Haus mit Familie und Arbeit für den Lebensunterhalt – aber wenn Zeremonien angesagt sind, steigen sie in ihre Mönchsrobe und führen diese aus. So scheint es einem manchmal gerade in Dorfklöstern als seien diese unbelebt, aber es gibt immer jemanden, der sich um sie kümmert und Mönche, die über die Lehre Bescheid wissen, die Zeremonien und Rituale ausführen (können).

 

Ein einzigartiges Kloster ist das Bönkloster bei Kewzing.

 

Neben den Klöstern gibt es inzwischen auch riesige Draußenstatuen zu bewundern, eine von Padmasambhava in Samdruptse bei Namchi und eine von Shakyamuni in Ravangla.

 

Auch die BuddhistInnen haben größere Festivitäten wie die Klosterfestivals (Enchey und Ravangla Anfang Dezember, Phodong, Rumtek und Pemayangtse im Februar), Bhumchu-Ritual (Tashiding im Januar), Phang Lhabsol (Gangtok Ende August/Anfang September), Drukpa Teshi (Gangtok und Muguthang Juli o. August) und Buddha Purnima oder auch Saga Dawa genannt (Geburt, Erleuchtung und Tod des Buddha) sowie das tibetische Neujahrsfest Losar. Außerdem gibt es Zeremonien zu Voll- und Neumond in diversen buddhistischen Stätten.

 

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch ChristInnen, Sikhs und Moslems anzutreffen sind. Insbesondere in Kalimpong herrscht ein größeres Religionsgemisch und ein Stadtbummel mit all den jeweiligen religiösen Stätten ist eine interessante Sache.

 

Dörfer

Sikkim hat 8 Städte und 440 Dörfer. Was liegt da näher, als die Atmosphäre in einem oder mehreren dieser Dörfer zu genießen? Dort erfährt man sehr viel von Sikkim und seiner Bevölkerung.

 

Sikkim fördert sehr den Dorftourismus und wir folgen dem gerne. Seit Jahren gibt es in ausgewählten Dörfern Homestays, Guides und Angebote wie Dorfspaziergänge, Naturwanderungen, Tierbeobachtungen, Schulbesuch, Kulturprogramme (Tanz und Gesang), Spiele, Geschichtenerzählerei, Teilnahme an landwirtschaftlicher Tätigkeit und selbstverständlich Genuss der lokalen Küche.

 

Speziell ist, dass Sikkim vor Jahren komplett auf ökologische Landwirtschaft umgestellt hat. Was das für die Dorfleute bedeutet, können Sie direkt vor Ort erfahren. Im Kontakt mit den GastgeberInnen und Guide hat man die Chance, viele Gespräche zu führen, sich Zusammenhänge und Lebensgeschichten erklären zu lassen, Geschichten auszutauschen und gemeinsam etwas zu erleben. Das sind keine „großen Dinge“, sondern Begegnungen und Erlebnisse, die sicherlich zu viel Verständnis beitragen und zu angenehmen Erinnerungen werden.

 

Wie das Leben in so einem Völkergemisch funktioniert, wie alte Traditionen mit modernem Leben vermischt werden, welche Änderungen sich in einer Dorfgemeinschaft ergeben haben, wie Entscheidungen getroffen werden, wie sich unkomplizierte Gastfreundschaft anfühlt, das alles können Sie hier erleben.

 

Und Sie können einen Gang herunterfahren, sich vom ruhigen Tempo der DörflerInnen anstecken lassen und schauen, was auf Sie zukommt, welche Gedanken durch den Kopf strömen, nachspüren, wie sich das Leben für diesen Teil der Welt anfühlt.

 

Flora und Fauna

Sikkim punktet mit sehr reicher Flora und Fauna. Es gilt als einer von 26 Hotspots der Welt, was die biologische Vielfalt angeht. Geschützt werden viele Spezies in Nationalparks und Schutzgebieten. Das Staatstier von Sikkim ist der Rote Panda, den man aber kaum zu Gesicht bekommt. Er steht auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten und schläft meistens tagsüber in Astgabeln. Auch Schneeleoparden und Bären kreuzen kaum einmal den Pfad. Auf speziellen Exkursionen haben Sie größere Chancen, doch einmal eines dieser Tiere zu sichten. Ein besonderes Paradies ist Sikkim für Vogelbeobachtungen. 552 registrierte Arten gibt es, darunter auch viele seltene.

 

Bei der Flora ist an erster Stelle die Orchidee zu erwähnen, mit über 600 Arten – der Stolz von Sikkim. Viele wachsen wild, aber man kann sie auch konzentriert in der Flower Show in Gangtok anschauen. Ebenfalls interessant sind die 36 Rhododendrenarten, die im April/Mai ihre Blütezeit haben. Abgesehen davon wartet Sikkim in den unterschiedlichen Höhenlagen mit vielfältigsten Pflanzen und Bäumen auf. Durch die Höhen von 300 – 8.586 m ist der Artenreichtum schier unendlich. Neben Wanderungen mit speziellen Pflanzenkennern bieten wir auch Touren an für Interessierte an medizinischen Heilpflanzen.

 

Zusammengefasst sind unsere Angebote:
– Vogelbeobachtungen ein- bis mehrtägig
– Pflanzenexkursion
– Heilpflanzentour
– Naturwanderungen

 

Drumherum

Sikkim alleine bietet zwar Reiseerlebnisse für eine längere Reisedauer, aber man kann selbstverständlich seinen Aufenthalt mit Orten in der Umgebung kombinieren. Zwischen dem Flughafen Bagdogra sowie der Bahnstation New Jalpaiguri/Siliguri und Sikkim liegen die westbengalischen Orte Darjeeling, Kalimpong und Kurseong, die mit vielen Attraktionen aufwarten.

 

Und wer sich für eine An- oder Abreise über Kolkata entscheidet, sollte unbedingt etwas Zeit für diese ausgesprochen nette Stadt einplanen. Die Nachtfahrt per Zug ist dabei noch ein Extra-Erlebnis.

 

Bei vielen Reiseveranstaltern wird Sikkim in einer Kombination mit Bhutan angeboten. Wir finden zwar jedes Land eine eigene Reise wert, aber arrangieren Ihnen auf jeden Fall auch eine Kombi-Tour!

 

Selbstverständlich kombinieren wir Ihre Sikkimreise auch mit anderen hier nicht-aufgeführten Gegenden/Ortschaften! Sprechen Sie mit uns über Ihre weiteren Interessen – wir unterbreiten Ihnen gerne Reisevorschläge!