RAJASTHAN

 

Wir haben uns Rajasthan aus mehreren Gründen als eine Schwerpunktdestination in Indien ausgesucht. Zum einen ist es der persönliche Zugang und die eigene Liebe zu kargen Landschaften, zum anderen ist es einer der interessantesten Bundesstaaten Indiens. Maharajaprunk existiert neben einfachen Lebensweisen im Einklang mit der Natur. Hartnäckige aufdringliche Souvenirverkäufer nerven einen, während eine grenzenlose Gastfreundschaft an das Herz rührt. Endlos scheinende Wüste im Westen, sanfte und schroffe Hügel im Süden und Osten – dazwischen die leuchtenden Gewänder der Frauen. Gemächliches Kameltempo, flottes dahinrollen auf den modernen Highways und Verkehrschaos mit Autorickshaws. Vibrierende Städte und Dörfer, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Scharfe Gemüsecurries und unwiderstehliche Süßigkeiten. Und (fast) jeden Tag eine Überraschung!

 

Hier ist mein etwas persönlicher Eintrag zu Rajasthan in meinem früheren Blog: Warum Rajasthan?

 

Rajasthan bietet vielfältige Reise- und Erfahrungsmöglichkeiten jenseits der klassischen Fort- und Palastbesichtigungen. Keine Frage, die Forts und Paläste sind umwerfend und beeindruckend – aber die Erfahrung unserer Reisenden hat gezeigt, dass hier weniger oft mehr ist. Wer kein absoluter Fan ist und enthusiastisch von Palast zu Fort reist, um sich unermüdlich an den Bauwerken zu erfreuen, dem raten wir eher zu höchstens 3 oder 4 während einer Reise. Die restliche Reisezeit können wir mit mehr als genügend Reiseideen auffüllen – sagen Sie uns, woran Sie besonders Freude haben, lassen Sie sich von den Ideen auf dieser Webseite inspirieren und verführen oder lassen Sie uns Ihnen einfach einen Vorschlag machen. Besonders spannend sind dabei die Begegnungen mit den Menschen und ihrem Alltag. Das bekommen Sie auf jeden Fall inclusive!

 

Hier finden Sie Infos zu verschiedenen Aspekten und Reiseideen, die wir Ihnen in Ihre Reise integrieren können. Es lassen sich unzählige Kombinationen aus Unterkünften, Treks, Besichtigungen, Begegnungen, Aktivitäten, Gebieten usw. zusammenstellen.

 

Unterwegs

In Rajasthan stehen einem sämtliche Verkehrsmittel zur Verfügung. Egal ob man aus Delhi, Mumbai oder einem anderen Teil Indiens anreist, nach Rajasthan gelangt man leicht per Auto, Bahn oder Flugzeug (wobei wir aus ökologischen Gründen bei Kurzstrecken eher vom Flugzeug abraten). Innerhalb Rajasthans ist es am bequemsten im Auto mit Fahrer, der einen auch in die Dörfer fährt. Zwar ist das Busnetz von Rajasthan umfassend und Busse fahren auch in die entlegensten Dörfer – allerdings teilweise sehr selten und zeitraubend.

 

Abgesehen von einer Nacht im Zug oder einer Tagesstrecke gibt es auch Strecken mit historischer Bedeutung. Als die Maharajas von Udaipur und Jodhpur eine Bahnverbindung zwecks einfacherer Besuche planten, stellte die die Strecke zwischen Kumbli Ghat und Phulat wegen des rauhen hügeligen Terrains eine besondere Herausforderung dar. 1935 wurden diese 22 km fertiggestellt, für die der Zug heute 1:20 Stunden braucht. Man teilt den einfachen Waggon mit der einheimischen Bevölkerung und genießt die wildromantische Landschaft. Diese Bahnfahrt ist ein wirklich nettes Erlebnis!

 

Für ein gutes und abwechslungsreiches Erleben von Rajasthan empfehlen wir, möglichst viele Verkehrsmittel auszuprobieren. Eine Bahnfahrt sollte incl. sein, eine Busfahrt (mit Guide) für eine kürzere Strecke ist spannend, in Städten sind Autorikshaws auszuprobieren bzw. in Jaipur auch die Metro – und in der Wüste natürlich das Kamel!

 

Unterkunft

Nach der Unabhängigkeit und Indiens Übergang in die Demokratie sowie der späteren Landreform unter Indira Gandhi verloren viele Maharajas und andere Adelige und Großgrundbesitzer viel an Einkommen, um ihren luxuriösen Lebenswandel in den aufwendigen Paläste in Stand zu halten. Um weiterhin ein Einkommen zu haben und zumindest die schöne Architektur und Innendekoration zu erhalten, wandelten viele ihre Häuser ganz oder teilweise zu sogenannten Heritage Hotels um. Diese reichen von teuersten Zimmern im Umaid Bhawan in Jodhpur zu einer große Fülle durchaus bezahlbaren Unterkünften über ganz Rajasthan verstreut. Sehr speziell sind dabei die großen Anlagen in kleineren Dörfern, wo die Familie seit Generationen mit den Bewohnern verbunden sind und diesen durch den Hotelbetrieb weiterhin Arbeitsplätze bieten können. Meistens kann man sich mit jemandem aus der Familie unterhalten und mehr über das System und die Veränderungen erfahren.

 

Ebenfalls auf dem Land befinden sich bisher in eher kleiner Zahl sogenannte Resorts oder Lodges, wo man naturnah und doch sehr bequem Unterkunft findet. Diese sind üblicherweise sehr ruhig und man hat Zeit für Tierbeobachtungen, kann zur Ruhe kommen, zum Abschluss die Reise reflektieren oder an angebotenen Aktivitäten teilnehmen.

 

Wem dagegen mehr der Sinn nach Kontakt mit der städtischen gehobenen Mittelschicht steht, quartiert sich in einem Homestay ein. Viele Familien haben einige Gästezimmer hergerichtet und lassen die Gäste an ihrem Familienleben teilhaben. Sie sind üblicherweise sehr offen, freundlich, sprechen gutes englisch und haben große Freude am Kontakt mit den Reisenden.

 

Noch in den Kinderschuhen steckt der Homestay auf dem Land. Trotz der vielen großen Städte lebt ein großer Teil der Bevölkerung Rajasthans auf dem Land in kleineren Dörfern. Um dieses Leben besser kennenzulernen eignet sich ein Aufenthalt in einem dieser Dörfer bei einer einheimischen Familie.

 

Kameltour

Die klassische und stilvollste Art und Weise der Fortbewegung ist eine Kameltour. Wem das ständige Sitzen auf dem Kamel zu wenig bewegend ist, kann auch nebenher laufen. Für eine Kameltour braucht es keine speziellen Voraussetzungen – außer dass man sich draußen abspielende Nomadenleben mögen muss. Wer trotzdem gerne mal vom Kamelrücken die Welt betrachten möchte, kann dieses an diversen Orten bei einem Halb- oder Ganztageskamelritt tun.

 

Wie und wo unsere mehrtägigen Kameltouren stattfinden, finden Sie in dieser PDF.

 

Faszinierend sind die Nächte unter dem Sternenzelt, leise Geräusche und ein ganz spezieller Rajasthan-Geruch lullen einen in Schlaf. Das langsame Tempo und die einförmige Landschaft bieten Ruhe und Balsam für die gestresste Seele. Die Gemeinschaft der Landleute und ihre Gastfreundlichkeit erhöhen das Vergnügen einer Kameltour.

 

Trekking

Trekking ist in Rajasthan leider noch nicht so etabliert, wie in anderen Gegenden Indiens, aber nichtsdestotrotz möglich! Neben geführten Halb/Ganztageswanderungen in landschaftlich reizvollen Gegenden bieten wir mehrtägige Treks in der Gegend von Kumbalgarh/Ranakpur an. Es ist erstaunlich, wieviele Facetten die Landschaft hat, die einem aus dem Auto eher einförmig vorkommt. Völlig menschenleer ist es nirgends und wir nutzen die Gelegenheit gerne, die Leute kennenzulernen – interaktives Trekking sozusagen. Es gibt natürlich auch die Chance zu Tierbeobachtungen. Technisch sind die Touren nicht schwierig, aber manche Pfade doch etwas rauh. Gute Sohlen sind anzuraten.

 

> mehr Infos zum Trekken und Wandern

 

Forts und Paläste

Was liegt näher im Land der Maharajas als deren Paläste zu bestaunen? Die Architektur ist sehr beeindruckend und man erfährt viel über die Lebensverhältnisse vergangener Zeiten. Die meisten Paläste dienten auch gleichzeitig der Verteidigung und sind quasi eine Palast-Fort-Kombi. Manche Paläste sind komplett für den Tourismus freigegeben, in manchen werden noch Räume von der Familie bewohnt. Ein Palast ist schöner als der andere – und trotzdem raten wir dazu (wenn Sie nicht gerade großer Fan von kultur- und kunsthistorischer Baukunst sind), höchstens drei auf einer Reise einzuplanen. Es tritt leicht eine Übermüdung ein und am Ende weiß man manchmal nicht mehr, welches Detail zu welchem Palast gehört.

 

Auch ist der Prunk, den diese Paläste ausstrahlen, im Gegensatz zu der offensichtlichen Armut vieler Menschen in den Städten und dem mühsamen Leben auf dem Lande ein sehr heftiger Kontrast, den das „gerechte Weltempfinden“ nicht immer einfach verdaubar macht.

 

Es gibt auch Forts, die hauptsächlich der Verteidigung dienen wie Chittorgarh und Kumbalgarh (Garh = Fort) und keine prachtvollen Innenräume haben.

 

Manche Paläste haben inzwischen Audioguides auch auf deutsch (z.B. Merangarh Fort in Jodhpur, Amber Fort bei Jaipur), die sehr gut sind. Man kann zwar nicht nachfragen, aber im eigenen Tempo durch die Räume schlendern. Eine angenehme Abwechslung.

 

Dörfer

Dorfbesuche bereichern Ihre Reise und bieten einen besseren Einblick in Rajasthan. 75% der EinwohnerInnen leben auf dem Land in größeren und kleineren Dörfern. Die Dörfer sind meistens nach ähnlichen Prinzipien aufgebaut, d.h. jede Kaste, jede Volksgruppe, jedes Dorfmitglied hat seinen festen Ort innerhalb der Dorfordnung. Für Entscheidungen die das ganze Dorf betreffen, aber auch Dispute zwischen einzelnen Familien oder innerhalb einer Familie ist der Panchayat, eine gewählte Gruppe aus 5 Mitgliedern, zuständig, die in regelmäßigen Abständen zusammenkommen, sich beraten und dann die jeweiligen Fälle abstimmen. Kommt es zu keiner guten Einigung oder sind die Streithähne unzufrieden mit dem Urteil, geht man zur nächsthöheren Instanz. Aber da der Panchayat aus Mitgliedern des sozialen Systems Dorf besteht, versucht man immer zu Lösungen zu kommen, mit denen alle gut zusammen weiterleben können.

 

Die Dorfgemeinschaft lebt üblicherweise von Land- und Viehwirtschaft, wobei die Überschüsse in den Handel gehen. In vielen Dörfern haben sich Milchkooperativen gebildet. Jeden Morgen kommt der Milchwagen vorbei, der die Milch einsammelt und in die Stadt zum Verkauf bringt. In der Landwirtschaft, die z.T. mit Maschinen, z.T. per Hand getätigt wird, hängt viel vom Monsun und der Qualität des Grundwassers ab. In Wüstengebieten ist nur eine Ernte pro Jahr möglich. Hier wächst hauptsächlich Hirse. In anderen Gebieten erntet man auch Weizen, und der goldene Senf sorgt im Winter für Farbtupfer in der kargen Landschaft. Wasser ist das größte Thema für die Dorfbevölkerung. Fällt der Monsun reichlich aus, gibt es gute Ernten und volle Bäuche, ist er karg, muss man den Gürtel trotz Weizensubventionen der indischen Regierung eng schnallen.

 

Neben diesen Haupttätigkeiten findet man in den Dörfern auch noch eine rege Handwerkertätigkeit. Hier wird Eisen geschmiedet, Juweliere stellen einfachen und kostbaren Schmuck her, Teppiche werden geknüpft (eine Spezialität insbes. in den Bishnoi-Dörfern sind die Dhurries), Töpfer fabrizieren Tongefäße auf manuell betriebenen Drehscheiben und in manchen Dörfern kann man den traditionellen Stoffdruck beobachten.

 

Ein ganz spezielles Erlebnis ist eine Puja in einem Dorftempel, wo man Augen-(und Ohren)ZeugIn wird von täglich gelebter Religiosität. Meistens wird gesungen, eine Feuerpfanne geschwenkt, die Glocke geleutet und getrommelt. ZuschauerInnen sind herzlich willkommen, werden manchmal aufgefordert, mitzumachen, können aber problemlos ablehnen. Nur wenn Ihnen Prasad (gesegnetes Essen) in die Hand gedrückt wird, sollten Sie dieses annehmen. Meistens ist es sehr süß und ohne Nachfolgen essbar. Und keine Angst: Sie können nichts falsch machen. Die Verhaltensregeln, die den InderInnen wichtig sind, auf die werden Sie aufmerksam gemacht.

 

Wir bieten Dorfbesuche auf unterschiedliche Arten an. Zum einen gehört zu einer Übernachtung in einem Heritage Hotel in einem Dorf ein Dorfspaziergang dazu. Hier kann man insbesondere den Zusammenhang der „Adelsklasse“ und der seit Generationen bestehenden Verflechtung mit dem Dorf sehen. Auch bei vielen Resorts ist ein Dorf in der Nähe, wohin ein begleiteter Spaziergang angeboten wird. Da bei diesen Spaziergängen überwiegend jemand vom Hotel/Resort dabei ist, gestaltet sich der Kontakt zur Bevölkerung recht komplikationslos. Auch kann man alle möglichen und unmöglichen Fragen stellen und somit sehr viel vom Alltagsleben und der Dorfstruktur erfahren. Wer lieber in Städten nächtigt, aber trotzdem etwas Dorfleben mitbekommen möchte, dem arrangieren wir einen Halb/Ganztagesausflug in ein Dorf mit/ohne Mittagessen z.B. auch zu den Bishnoi-Dörfern bei Jodhpur.

 

Wer noch intensiver das Dorfleben erfahren möchte, den laden wir zu einem Homestayaufenthalt in Siyana, einem Dorf in der Nähe von Bikaner, ein (bisher der einzige dieser Art) oder arrangieren einen Tag mit einer Dorffamilie, wo man in alle ihre anfallenden Arbeiten mit einbezogen wird (selbstverständlich mit einem Dolmetscher dabei).

 

Neben den ganzen „Lern- und Erfahrungsaspekten“ ist ein Dorfaufenthalt auch immer eine gute Gelegenheit, einen langsameren Rhythmus zu genießen, sich an der Einfachheit des Lebens zu erfreuen, zur Ruhe zu kommen und der Natur zu lauschen.

 

Festivals

In Rajasthan lässt sich gut Feiern! Neben den indienweiten nationalen Feiertagen gibt es eine ganze Reihe regionaler Festivitäten, deren Daten sich gut in einen Tourplan einbauen lassen. Zu nennen sind hier z.B. der Kamelmarkt in Pushka, Baneshwar Fair, Viehmarkt in Nagaur, Kamelfestival in Bikaner, Desert Festival in Jaisalmer, Gangaur in Bikaner, Jaipur und Udaipur. Es gibt aber noch viele andere auch in kleineren Orten.

 

Religion

Rajasthan ist zwar überwiegend hinduistisch, aber man findet hier diverse Gelegenheiten, andere religiöse Bauwerke oder Gemeinschaften zu besuchen. Außerdem wäre Rajasthan nicht Indien, wenn es nicht auch hier sehr spezielle einzigartige Orte/Tempel gäbe, von denen sicherlich noch sehr viel mehr entdecken lassen, als hier aufgeführt werden. Und drittens gibt es noch den Volksglauben, der je nach Regionen und Volksgruppen unterscheidbar ist. Aber auch der Aberglaube regelt in vielen Gegenden noch diverse Alltagshandlungen. Fragen Sie am besten Ihre Guides danach.

 

Für den Hinduismus ein besonders wichtiger Ort ist Pushkar mit seinem heiligen See, umrundet von 52 Badeghats. Dort kann man viele Hindus bei ihren Ritualen beobachten oder auch selber eine Puja von einem Priester durchführen lassen.

 

Sehr spannend ist ein Besuch eines aktiven Dorftempels, den wir gerne in Ihre Reise einbauen können.

 

Das größte Zentrum des Islams ist in Ajmer mit seiner beeindruckenden Moschee. Aber auch in Jodhpur schallt der Muezzinruf frühmorgens durch die Altstadt.

 

Ebenfalls in Jodhpur haben wir eine protestantisch-methodistische Gemeinde mit ca. 500 Mitgliedern ausgemacht, die sonntags um 9:00 zur Messe gehen. Dazu ist man herzlich eingeladen. Auch in Bikaner gibt es eine Kirche, die man besuchen kann. Die christliche Bevölkerung beträgt hier ca. 5 %.

 

Die Zentren des Jainismus befinden sich in Mt. Abu und in Ranakpur. In Ranakpur ist die beeindruckendste Tempelanlage zu besichtigen – kleinere Tempel gibt es in vielen Orten Rajasthans.

 

Bezüglich der „speziellen Orte“ haben wir bisher folgendes anzubieten:
– Rattentempel Karni Mata in Deshnoke (bei Bikaner)
– Exorzistentempel in Balaji (zwischen Agra und Jaipur)
– Bullet Baba Tempel bei Rohet (dort werden einer Bullet Enfield spirituelle Kräfte zugesagt)
– Amaj Mata Tempel mit einer Art Orakel (bei Kumbalgarh)

 

Am bekanntesten ist die Volksreligion der Bishnoi, berühmt geworden durch eine Baumumarmaktion im Jahre 1730, wo sie gegen die Fällung diverser Bäume protestierten und lieber selber dabei starben als den Kampf aufzugeben.

 

 

Blogeintrag zu Rajasthan