Himachal Pradesh ist ein sehr vielfältiger Bundesstaat mit unterschiedlichen Gegenden, die für Reisende interessant sind. Theoretisch kann man in einer 3-Wochen-Reise viele Highlights in ganz Himachal Pradesh sehen – wir empfehlen aber die Konzentration auf einige der Gegenden – die Fahrerei in den Bergen ist doch ziemlich langwierig und jeder Ort verdient einen ausgiebigen Besuch. Die wichtigen Gegenden stellen wir hier kurz vor.
Ganz im Westen liegt die Exilenklave der TibeterInnen: Dharamshala bzw. McLeod Ganj hoch oben über der größeren Stadt. Sie liegt im Distrikt Kangra, welches vom Dhauladhar-Gebirge flankiert wird. McLeod Ganj ist Hauptattraktion für westliche Reisende, die sich für den tibetischen Buddhismus und die Situation der Exil-TibeterInnen interessieren. McLeod Ganj bekommt im Juli/August sehr viel Monsunregen ab, d.h. in dieser Zeit raten wir von Reisen dahin ab. Frühjahr und Herbst sind bessere Optionen. Man kann dort nicht nur wichtige tibetische Einrichtungen besuchen sondern auch die schöne bewaldete Bergwelt bei Wanderungen genießen. Einsichten in die tibetische Kultur bieten das Men-Tse-Khang (Zentrum für tibetische Medizin), die TCV (Tibetan Children Village)-School, das TIPA (Tibetan Institute of Performing Arts), diverse Klöster, ein Kochkurs, die Bibliothek und das Tibet Museum zur Geschichte der Tibeter. Nicht versäumen sollte man die Kora – die rituelle Umrundung des Tsuklhakang-Komplexes – zusammen mit vielen TibeterInnen. Ein Klassiker ist die Tageswanderung nach Triund, aber auch Spaziergänge in der Gegend wie zum Baghsu Wasserfall runden einen Aufenthalt dort ab.
Ebenfalls im Distrikt Kangra liegt eine weitere tibetische Enklave und zwar in Bir. Bir ist auf dem Weg Richtung Osten zum Kullutal. Die Enklave entstand iAnfang der 60er Jahre nachdem McLeod Ganj aus allen Nähten zu platzen drohte. Dort gibt es ebenfalls tibetische Klöster und tibetisches Alltagsleben – aber wesentlich ruhiger als im quirligen McLeod Ganj. Außerdem befindet sich dort unweit in Billing das Paragliding Zentrum von Himachal Pradesh. Der Flugbetrieb findet hauptsächlich im Herbst statt.
Das Dhauladhar-Gebirge lädt ein zu diversen Trekkingtouren – ob nun über mehrere Tage oder als Tageswanderungen – und bietet auch attraktive Gipfelbesteigungen knapp unter 6.000 m. Die längste Tour dauert 14 Tage. Es gibt dort keine Homestay-Möglichkeiten, d.h. man nimmt immer Zelt und Träger/Tragetiere mit.
Das Kullu-Tal ist mit ca. 85 km zwischen Largi und Manali das größte Tal in Himachal Pradesh. Dadurch plus seine besonders schöne Lage bietet es sehr viel für Reisende. Außerdem ist es berühmt für seine vielen Tempel mit den Gottheiten. Diese erwachen jährlich zu Dussehra zum Leben. Eine Männerriege trägt die Gottheit auf zwei Stangen zu Fuß in einem ununterbrochenen Marsch aus ihren jeweiligen Dörfern nach Kullu, dem Hauptort. Dort begegnen sie der großen Gottheit, führen ein Eigenleben und werden im Beas-Fluss gebadet. Definitiv ein tolles Erlebnis!
Manali, am Endpunkt des Tales liegt auf rund 2.000 m. Umgeben von vielen Wäldern und hohen Bergen liegt die bei Indern und Backpackern beliebte Ferienfrische am Beas River. Das ganze Kullu-Tal ist fruchtbar, insbesondere Äpfel wachsen reichlich. In mehreren Orten (insbes. Kullu, Naggar, Manali) gibt es Übernachtungsmöglichkeiten jeglicher Art. Die Umgebung lockt zu Besichtigungen (diverse schön verzierte Hindu-Tempel, insbesondere der Hadimba-Tempel in Manali, Schloss und Roehrich-Gallerie in Naggar, tibetisches Kloster, Nonnenkloster in Pangan, heiße Quellen in Vashisht, alte Holzhäuser in Old Manali und Rumsu, Webereien, Wasserfälle etc.), Spaziergängen und Trekking-Touren. Manali brummt in der Saison nur so von Reisenden – aber wer es ruhiger mag, wird leicht fündig: angenehme Unterkünfte liegen verstreut im ganzen Tal an schönen Plätzen und bei Wanderungen begegnet man üblicherweise wenigen Menschen.
Der Distrikt Lahaul befindet sich im Norden von Himachal Pradesh. Vom Kullu-Tal durch den Atal-Tunnel gelangt man in die Region, die früher mit Sperrung des einzigen Übergangs, dem Rothang-Pass, bei Schnee nur noch schwer bzw. nur zu Fuß erreichbar war. Der 2020 eröffnete Tunnel bietet einen ganzjährigen Zugang und somit mehr Möglichkeiten für Wirtschaft und Tourismus. Es gibt einen weiteren Straßenzugang und zwar über die Kishtwar-Tandi-Straße, eine der gefährlichsten Straßen der Welt.
Der Rothang-Pass dient als Wetter- und Religionsscheide. Die Monsunwolken regnen sich üblicherweise vorher ab so dass Lahaul wesentlich trockener ist. Auch ist hier Buddhismus und Hinduismus gleichermaßen vertreten. Nach dem Tunnel trifft man auf den Chandrabagha-Fluss, an dessen Ufer sich Dorf an Dorf reiht. In Tandi ibt es eine Abzweigung. Nach Norden geht es zu der auf 3.350 m Höhe gelegenen Distrikthauptstadt Keylong. Neben Wanderungen zu den Klöstern Khardong, Shashur und Tayul kann man seine Kondition bei einer Wanderung mit Überquerung eines Passes (4.600 m) nach Gondhla testen. Hier sollte nur mit Führung gegangen werden!
Der andere Abzweig führt nach Triloknath und Udaipur, beides kleine Ortschaften mit interessanten Tempeln in dem sehr schönen Pattan-Valley. Ab Udaipur geht eine Sackgasse in das Miyar-Valley, einem besonders schönen Tal mit Homestay-Übernachtungsmöglichkeiten. Von dort starten viele Bergbesteigungen, Bouldertouren und auch Trekkings, die oft Gletscherpassagen beinhalten.
Ganz Lahaul ist vom Tourismus keineswegs überlaufen, bietet durch das Religionsgemisch, die unterschiedlichen Kulturen und die wunderschöne abwechslungsreiche Berglandschaft jedoch genügend Anreiz für eine Reise. Viele selten begangene Trekkingpfade locken zur Erkundung dieses schönen Fleckens von Indien. Einzig die durch Erdrutsche manchmal gefährdete Straßensituation verhindert manchmal einen reibungslosen Reiseablauf und man kann gezwungen sein, die Reiseroute zu ändern.
Spiti heißt übersetzt „Mittelland“ und liegt zwischen den Distrikten Kinnaur und Lahaul. Mit seiner Höhe ab 3.200 m aufwärts, den vielen buddhistischen Klöstern, den freundlichen Menschen und dem trockenen Klima ähnelt es sehr Ladakh und Zanskar. Die Hauptstadt ist Kaza, ein kleiner Marktflecken mit vielen Unterkünften. Als ein weiterer angenehmer Übernachtungsort gilt Tabo, wo ein einzigartiges 1.000 Jahre altes Kloster auch heute noch genutzt wird. Entweder reist man ab Shimla vom Süden her über die Orte Sarahan, (Sangla), Kalpa und Nako per Auto an oder biegt hinter dem Atal-Tunnel von Manali aus kommend nach Osten hin ab. Früher war die Straße wegen heftiger Erdrutsche manchmal nicht befahrbar, inzwischen wurde an der heiklen Stelle eine alternative Straßenführung erstellt. Gerne wird die Tour auch auf Motorrädern zurückgelegt – das bieten wir selbstverständlich auch an!
Neben weiteren interessanten Klöstern in Ki, Kungri, Lhalung und Dankar locken malerisch gelegene Dörfer zu einem Besuch. Amchi (Arzt der tibetischen Medizin), Astrologe, Kochkurs, Farmarbeit – es gibt diverse Angebote, der Spiti-Kultur näher zu kommen.
Sportlich betätigen kann man sich neben Wanderungen bei einer Fahrradtour z.B. von Kibber nach Kaza.
Ein ganz besonderes Erlebnis ist eine Schneeleoparden-Beobachtung im Winter.
Die Provinz Kinnaur liegt ganz im Osten Himachal Pradeshs. An steilen Abhängen klammern sich Häuser von denen aus Landwirtschaft betrieben wird und Straßen, die zu Dörfern führen. Hoch oben thronen Gipfel über 6.000 m. Bisher stellt Kinnaur selten ein eigens angesteuertes Reiseziel dar, aber auf der Reise von Shimla nach Spiti oder anders herum lohnt es sich durchaus, hier etwas zu verweilen. Wie in Lahaul ist hier ein deutliches Religionsnebeneinander von Buddhismus und Hinduismus zu beobachten wobei die oftmals prachtvoll geschnitzten Hindutempel eine besondere Sehenswürdigkeit darstellen.
Shimla ist die alte Sommerresidenz der BritInnen, die dort viel koloniales architektonisches Erbe hinterlassen haben. Am steilen Berghang krallen sich mehrgeschossige Häuser fest, gekrönt von „The Ridge“, eine angenehmen Flaniermeile, wo immer was los ist. Die Fahrt in der Toy Train von Kalka nach Shimla ist ein Erlebnisrelikt aus der alten Zeit.
Zwischen dem Kullutal und Shimla gibt es ein mehrere Täler umfassendes Gebiet, welches wir hier zusammenfassen. Das Parvati Valley zweigt vom Kullutal ab und ist berühmt für seine heiße Quellen (und bestes Ganja – in Khasol umwabern einen permanente Düfte) – zu erfahren im Sikh-Gurudwara in Manikaran oder bei einem 2-Tagestrek nach Kheerganga. Als nächstes kommt das Tirthan Valley, welches bei Banjar abzweigt und quasi im Great Himalayan National Park endet. Hier spielt die Natur eine große Rolle – der Nationalpark ist UNESCO Weltnaturerbe und eine ausgezeichnete Trekking- und Wandergegend. Die Straße weitergefahren trifft man auf die Dörfer Chehni, Jibhi und Shoja – eine Gegend mit wenig Tourismus und großartigen Gelegenheiten zu Wanderausflügen. Über den Jalori-Pass gelangt man nach Narkanda, ein nettes Städtchen im Apfelgebiet und dann in Shimla. Die ganze Gegend hat ausreichend touristische Einrichtungen und ist unserer Meinung nach unterschätzt. Hier wird eine Himachal Pradesh Reise erst wirklich rund.