Ganz unten im Westen Indiens klebt an der westlichen Küste ein schmaler Bundesstaat: Kerala. Es ist in vieler Hinsicht besonders: Die kommunistische Partei wechselt sich mit der Kongress-Partei in der Regierung ab, es hat die höchste Alphabetisierungsrate (93,9%), die geringste Korruption und ein interessantes Religionsgemisch: 55% Hindus, 27% Moslems und 18% ChristInnen. 5% der Bevölkerung (hauptsächlich in den Bergen) sind Adivasi. Durch eine niedrige Geburtenrate und hohe Abwanderung in die arabischen Golfstaaten hält sich der Bevölkerungswachstum recht moderat. Durch die Abwanderung gelangt aber auch einiges an Geld nach Kerala, was zu einem vergleichsweise hohen Lebensstandard verhilft.
Geschichtlich interessant ist, dass der Islam nicht von den erobernden Moguln des Nordens verbreitet wurde sondern von arabischen Händlern. Mit den Hauptanbauprodukten Reis, Kokosnüssen, Kautschuk, Kaffee, Tee, Betelnüssen, Pfeffer und anderen Gewürzen war die Malabarküste attraktiv für den Seehandel. Auch heute ist die Landwirtschaft ein großer Erwerbszweig.
Landschaftlich hat Kerala einiges zu bieten: neben einer schönen Küste mit Sandstränden und den berühmten Backwaters ziehen sich die Western Ghats hoch hinauf bis weit über 2.000 m. Hier kann gut genießen, wem das tropische Klima im Flachland zu anstrengend ist.
Kerala bietet genug für eine abwechslunsgreiche Reise – kann natürlich aber auch mit den Nachbarstaaten Karnataka und/oder Tamil Nadu kombiniert werden. Wir bereiten individuelle fixe Touren genauso vor wie private Gruppenreisen.
Spezialisiert sind wir auf den Dorftourismus in Wayanad, einer weniger bekannten und doch sehr attraktiven Reiseregion, die insbesondere zum Leben der KeralitInnen führt! Unsere dortigen Partner haben ein sehr gutes Konzept für nachhaltigen Tourismus erarbeitet und planen und besprechen alles gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung.
Untenstehend stellen wir einige Themen kurz dar, die für einen Aufenthalt in Kerala von Interesse sein können. Weitere Informationen liefern wir Ihnen gerne!
Kerala eignet sich gut zum herumreisen und damit zu Unterkunfstwechseln! Neben schicken Resorts mit Ayurveda-Angebot (klassisch oder Wellness) gibt es auch kleinere charmante Häuser und/oder garantierten Familienanschluss sowie beste Hausmannskost bei den Homestays in Wayanad und woanders in Kerala.
Kerala bietet auf verschiedenen Gebieten kulturelle Erlebnisse. Literarisch wird zwar viel in der lokalen Sprache Malayalam publiziert, aber der Klassiker „Der Gott der kleinen Dinge“ von Arundhati Roy ist auch auf deutsch eine gute Einstiegslektüre. Berühmt auch über Kerala hinaus ist der Kathakali-Tanz, eine mit aufwendiger Kostümierung ausstaffierte Verbindung von Musik, Tanz, Pantomime und Schauspiel über mythisch-religiöse Themen. Vorführungen gibt es an diversen Orten. Theyyam ist eine weiterer ritueller Tanz mit aufwendiger Kostümierung und Maskierung, der in Nordkerala verbreitet ist. Aber auch andere Tanzvorführungen lassen sich in die Reise einbinden. Kalarippayat ist eine uralte indische Kampfkunst, deren Vorführung beeindruckt.
Durch das große Religionsgemisch sind diverse Tempel, Kirchen und Moscheen zu besuchen. Die jeweiligen Religionsschwerpunkte in den verschiedenen Gegenden sind hochinteressant zu sehen, wie sie jeweils koexistieren. In Kochi gibt es sogar noch eine Synagoge. Es gab eine reiche jüdische Gemeinde, die aber zum großen Teil nach der Staatsgründung Israels emmigrierte.
Die keralische Küche ist äußerst variantenreich und schmackhaft. Neben den hier angebauten Gewürze werden viele Kokosnussprodukte und Tapioka verwendet. Wer mag, kann sich sehr gut vegetarisch ernähren, aber auch Fleisch- und FischfreundInnen werden appetitliche Angebote finden. Sie werden nicht nur lecker speisen können (wobei manches Mal direkt auf einem Bananenblatt serviert wird), sondern auch bei einem Kochkurs die Grundtechniken selber erlernen. Üblicherweise kocht man in Kerala sehr scharf – aber man kann auch darum bitten, dass es etwas milder ausfällt. Haben Sie schon einmal nur mit der Hand gegessen? Hier ist eine gute Gelegenheit, es einmal auszuprobieren!
Kerala ist dominiert von Landwirtschaft. Gewürze wachsen neben Reisfeldern, unter Kokospalmen, zwischen Bananenstauden und Kaffeesträuchern. Aber nicht nur Nahrungsmittel wachsen hier, sondern auch viele medizinisch nutzbare Pflanzen, die insbesondere in der ayurvedischen Medizin Verwendung finden. Was liegt näher, als sich einmal anzuschauen, wie die Pflanzen wachsen und geerntet werden? Hier ein Blogbeitrag zum Kaffeeanbau.
Indien ist DAS Land, wo sehr viel per Hand hergestellt wird. Oftmals in unscheinbaren Häusern oder Ecken befinden sich Manufakturen, die erstaunliche Dinge herstellen. Auch in Kerala gibt es davon viele. Hervorheben möchten wir die Manufakturen in Wayanad – hier kann man zuschauen bei der Herstellung von Schokolade, Bambusgegenständen, Pickles, Kindernahrung, Töpferwaren uvm.
Der Sari wird in Kerala weit verbreitet getragen. Während wir ratlos vor den 5 m Stoffstück stehen, wickelt sich eine Keralesin in 5 min. fachgerecht darin ein. Wie fühlt es sich an, einen Sari zu tragen und wie wird genau gewickelt? Gerne arrangieren wir eine Anprobe! Hier ist ein Blogbeitrag zur Sari-Einkleidung.
Kerala tut relativ viel für die Bildung und insbesondere der Alphabetisierung. Verschiedene Schulformen stehen den Kindern zur Verfügung. Wollen Sie einmal schauen, wie gelehrt wird? Dann ist ein Schulbesuch eine gute Idee! In dieser Grundschule in Mothakkara haben wir das Kamerakidz-Projekt durchgeführt. Näheres auf der Kamerakidz-Webseite!
Einzigartig ist die Landschaft der Backwaters – ein weit verzweigtes Wasserstraßennetz auf 1900 qkm. 1500 km lang sind die natürlichen Flüsse und Kanäle. Menschen nutzen diese zum Transport und so haben sich viele direkt daran angesiedelt. Das fragile Ökosystem ist allerdings in Gefahr durch zu starken Eingriff des Menschen. Nichtsdestotrotz ist eine Fahrt ein faszinierendes Erlebnis. Neben dem großen Klassikergebiet bei Aleppey gibt es auch ein wenig bekanntes Backwatergebiet nördlich von Kannur, in welches wir Sie gerne führen! Der Periyar-Nationalpark eignet sich für Tierbeobachtungen. Und in den Western Ghats gibt es schöne Wasserfälle, Seen und Berge mit kleinen und großen Wandermöglichkeiten.
Zwar bieten die Städte Trivandrum, Kochi, Kollam, Kozhikode, Thrissur und Aleppey viele interessante Sehenswürdigkeit und sind voller Historie, aber wer das Leben in Kerala besser kennenlernen möchte, ist in einem Dorf richtig. Es ist Zeit für die Begegnung und den Austausch mit den DörflerInnen, wodurch man einen guten Einblick bekommt. Die Menschen sind total nett und gastfreundlich. Die Dorfzusammenhänge kennen zu lernen ist eine spannende Sache. Was ein wenig verwirrt: die Dörfer haben meistens keine sichtbaren Abgrenzungen und gehen ineinander über. Blogbeiträge zu den Dörfern Mothakkara, Thrikkaipetta und Thekkumthara.
Bekannt ist Kerala auch als Ursprung der ayurvedischen Heilkunst. Diverse Resorts und Institutionen bieten lange Behandlungen an oder auch Wellness auf Ayurveda-Basis. Für richtige Behandlungen sollte man viel Zeit mitbringen, da eine Kur viel Umstellungen von Gewohnheiten mit sich bringt. Dafür ist die Wirkung erstaunlich. Manche der Anwendungen sind angenehm, manches nicht so. Und auch die verschriebene Diät ist nicht immer sehr schmackhaft. Jedoch finden die meisten eine längere Behandlung sehr gewinnbringend, da sie auch aufzeigt, wo anzusatzen ist.
Kovallam und Verkala bieten die schönsten und bekanntesten Strände – aber es gibt auch andere kleinere. Ein paar gemütliche Strandtage vor dem Heimflug sind definitiv nicht zu verachten. Die Hauptreisezeit ist im deutschen Winter. Da freut man sich noch einmal doppelt über strahlende Sonne, heiße Temperaturen und einem Bad im Meer. Noch angenehmer werden die Strandtage in Verbindung mit Ayurveda-Wellness.
Wie oben geschrieben gibt es so einige Adivasi-Gruppen in Kerala. In den Dörfern sind ihre Häuser oftmals leicht erkennbar, da sie eher zu den ärmlichen gehören. Manchmal ist man in der Dorfgemeinschaft durchmischt, aber prinzipiell hält man doch voneinander Abstand. Als Reisende ist es nicht so einfach, Zugang zu bekommen – in einigen Orten haben wir gute Verbindungen so dass sich interessante Treffen vereinbaren lassen. Es lohnt sich aber auch, immer mal wieder das Thema aufzugreifen und nachzufragen. Zwischen Stigmatisierung, Romantisierung und Voyeurismus gibt es Ebenen der wohlschätzenden Begegnung.