Die üblichen Reisen bestehen daraus, von A nach B nach C zu gelangen, sich dort jeweils Sachen anzuschauen und/oder Leute zu treffen und dazwischen in netten Unterkünften zu ruhen. Genau das bieten wir an und den meisten reicht auch genau das. Üblicherweise werden mit Photos visuelle Eindrücke verewigt und manchmal notieren sich Reisende auch etwas in ihre Tagebücher.
Aber man könnte eine Reise auch mit weiteren Ideen und kreativen Verarbeitungen anreichern. Dazu neige ich selbst. Hier stelle ich vor, was ich und einige andere zusätzlich tun. Vielleicht dient es Ihnen als Anregung? Vielleicht auch für andere Reisen oder Wochenendtripps ohne uns. Damit das (Reise)Leben noch ein bisschen bunter wird.
Üblich ist es, alles mögliche per Handy oder Kamera festzuhalten, was einem auf Reisen ins Auge fällt. Manche kreieren danach eine Bildershow oder basteln sich ein Fotobuch (bzw. gibt es noch Old School Menschen, die Bilder in Fotoalben einkleben?). Das sind dann schöne Erinnerungen, die anderen gezeigt werden und die man von Zeit zu Zeit wieder einmal hervorholt. Manchmal ist man zufrieden, manchmal nicht so. Manchen geht es auch um besonders tolle Aufnahmen, gerne wenn man Fotografie sein Hobby nennt. Da wird auch gerne mal mehr Zeit darauf verwendet, ein besonders ansprechendes Motiv gut in Szene zu setzen. Alles gut. Aber man könnte auch darüber hinaus gehen und/oder einen anderen Ansatz verfolgen, was ich hier kurz vorstellen möchte.
Fast 20 Jahre lang spielte Fotografie eine riesige Rolle in meinem Leben. Ich bemühte mich um Bilderserien und gerade auf Reisen mit dem Ansatz, die Essenz eines Ortes (ob nun Land, Stadt, Dorf) wie ich sie in dem Moment subjektiv empfinde darzustellen. Bei mir funktionierte das immer in Bilderserien – und ganz selten fand sich auch alles in einem Photo zusammen gefasst.
Ein Beispiel findet sich in einem längerfristigen Projekt auf meiner Photo-Webseite über Dwarka, eine Subcity in den Randgebieten Delhis.
Interessant ist auch, sich einmal wieder auf die analoge „Spielfotografie“ zu besinnen – oder sie ausprobieren. Hier kommen Spielzeugkameras oder sonstige analoge Kameras zum Einsatz sowie abgelaufene Filme, spezielle Fotografiertechniken (Doppelbelichtungen, Fehlbelichtungen), spezielle Entwicklungstechniken (Cross) und/oder Drucktechniken (Cyanotypie u.ä.). Auch hier habe ich eine eigene Serie als Beispiel:
Eine weitere Idee ist, sich vorab ein Thema zu setzen, vielleicht völlig konträr zu dem, was sich vor einer Reise visuell im Kopf festgesetzt hat. Indien wird oft mit laut, bunt, voll verbunden. Mein Thema war somit „Empty India“ – hier eine kleine Photostrecke dazu:
Man kann sich eine To-do-Liste zusammenstellen oder zusammenstellen lassen mit Sachen, die man gerne auf der Reise erleben möchte wie z.B. Früchte auf Markt einkaufen, im lokalen Bus fahren, Kleidung schneidern lassen, . Wir haben hier einen Vorschlag bzw. Anregung für eine eigene To-do-Liste: PDF.
Meine erste Reisegruppe hatte in Ladakh eine große Freude, nachmittags in die Germany Bakery zu gehen und sich durch die Kuchen zu futtern. Dann stellten sie eine Rangliste danach auf, welcher der Leckerste war. Später traf ich Leute, die eine Top-Ten-Liste der Klöster Ladakhs erstellten. Auf einer Rajasthan Gruppenreise hatten wir so oft Gulab Jamuns zum Nachtisch, dass wir ebenfalls überlegten, eine Top-Ten-Liste davon zu machen. Wovon machen Sie Top-Ten-Listen?
Auf einer Reise nach Georgien, wo ich allein unterwegs war, ging es mir nicht so ganz gut. Es waren aber Menschen lieb zu mir, es traten unvorhergesehene nette Zufälle ein, die mich gut fühlen ließen – und dann dachte ich, ich notier mir am besten, was ich geschenkt bekam. Und wenn ich mich wieder bisschen einsam und doof fühlte, suchte ich die Liste raus und fühlte mich ein wenig wärmer ums Herz. Und dann dachte ich, dass es allgemein keine schlechte Methode ist, sich solche Sachen zu notieren. Weil man das im Alltag manchmal zu leicht vergisst, was einem geschenkt wird. Einige Beispiele:
Man kann bei SchneiderInnen Stoffreste sammeln und diese dann zu einer Collage zusammen nähen – ob als weiterzuführendes Projekt schon während der Reise (Nadel und Faden nicht vergessen!) oder hinterher daheim. Als Motive eignen sich typische Tiere, Pflanzen und Landschaften sehr gut.
Während der Reise kann man Geräusche und Gespräche aufnehmen und die daheim zu neuen Klangcollagen mischen. Ich muss gestehen: es war eine Idee von mir, die ich aber nicht wirklich verfolgte. Aber ich hatte einige Töne in Zanskar und Rajasthan mal aufgenommen und hier nun dilettantisch zusammengefügt. Ich vermute, es geht viel besser, aber es reicht vielleicht als Ideengeber.
Rajasthan
Zanskar
xxxx
Wer mit Zeichenblock unterwegs ist, erlebt üblicherweise zweierlei: a) intensive Beschäftigung mit einem Motiv und b) interessierte Zuschauende. Jedenfalls wenn man an belebteren Orten zeichnet – nur in der Einsamkeit der Berge oder der Wüste ist man allein. Es gibt inzwischen viele Menschen, die den Zeichenstift der Kamera vorziehen (oder beides machen – je nach Gegebenheit). Hier gibt es zwei Beispiele aus Indien mit recht unterschiedlichen Zeichenstilen:
Priya Krishnan Das
Hinterher hat man entweder ein prima Skizzenbuch oder gute Vorlagen zur weiteren Erstellung von Bildwerken.
Hier ein zeichnender Herr in Leh/Ladakh:
Es gibt Menschen, die sammeln einfach die Anzahl der Länder, in die sie reisen. Wenn man 100 beisammen hat (nach bestimmten Kriterien), kann man Mitglied im Travellers Century Club werden. Aber ob solche Ländersammlungen wirklich ergiebig sind, um „die Welt“ kennnen zu lernen? Wir haben einige Ideen, wie sich amüsantere Sachen ansammeln lassen! Hier ist einiges, was Leute so machen:
Mein Cousin geht in jedem Land, welches er bereist, zum Friseur. Er hat es, Stand Dezember 2023, auf 45 Friseurbesuche in 45 Ländern geschafft.
Es war ein Internetphänomen, welches sich bis mindestens 2011 großer Beliebtheit erfreute. Das kann man bei Wikipedia nachlesen. Es geht darum, sich an belebten öffentlichen Orten oder auch in interessante Landschaften in Bauchlage hinzulegen und das fotografieren zu lassen. Hört sich unspektakulär an, kann aber interessante Bilder und Erlebnisse hervorbringen. Es gibt aber Leute, die auch heute noch daran Spaß haben – ich habe selber einen Japaner 2023 in Nepal getroffen, der es noch mit Begeisterung betrieb. Es fördert auf jeden Fall den Blick für eine touristische Alternative, wenn man nach einem geeigneten Ort und Aufnahmewinkel Ausschau hält.
Wir empfehlen das Extrembügeln nicht wirklich, halten es aber für eine ausgesprochene Inspiration für eigene Ideen. Es ist eine Mischung aus Internetphänomen und selbstorganisiertem Sport – nachzulesen bei Wikipedia. Auf jeden Fall beinhaltet es meistens, dass man sich an einen fremden Ort begibt. Das dortige Ziel ist eine ziemlich unpassende Tätigkeit. Wer so etwas macht, schaut sich eine Gegend auch noch einmal anders an – und wer weiß, was man dabei erlebt (incl. Gespräche mit verwirrt guckenden ZuschauerInnen).
Jemand, der Lächeln sammelt – klingt das nicht charmant? Auf Instagram fand ich Robi, der mit einer Puppe Menschen vor der Kamera lächeln lässt. Hier ist der link zu seinem Instagram-Profil.
Vielleicht der Urvater, dessen Tänze an verschiedenen Orten der Welt mit verschiedenen Leuten im Internet viral gingen ist Matt Harding aus den USA. Seine youtube Videos „Where the hell is Matt?“ haben viele Mio Aufrufe und sind charmant und mit den Jahren immer professioneller gemacht. Beginnend in 2005 noch allein tanzend in schlechter Bildqualität bewegen sich 2012 große Menschenmengen in sehr guter Bildqualität mit ihm. Hier ist der link zu seinem Youtube-Kanal.
Des weiteren ist hier Ed People aus Belgien zu nennen, der mit „Can you teach me your favourite dance-moves?“ an Menschen verschiedenster Herkünfte herantritt und in kurzen Sequenzen mit diesen zusammen tanzt und das in Videos zusammenstellt. Er lädt seine Videos auf Tiktok, Instagram, Facebook, Snapchat, X und Youtube hoch.
Und ich selber habe auch ein Tanzprojekt: ich sammle 1. Mittanzende unterschiedlicher Herkünfte, 2. höchster/niedrigster Tanzort, 3. Mittanzende aus allen Bundesstaaten Indiens und 4. Höchstzahl an gleichzeitig mit mir Mittanzenden. Gestartet habe ich das Projekt „Tanzen mit Anderen“ dann doch allein indem ich mich tanzend von links nach rechts oder anders herum in verschiedenen Tanzschritten für kurze Tanzclips bewegte. Im September 2022 fragte mich jemand, ob er mit mir mittanzen könne. Seitdem habe ich diese Listen gestartet. Es ist immer eine Überwindung jemanden zu fragen (ja, ich bekomme auch Absagen), aber vielen gefällt es und so haben wir eine nette etwas andere Erinnerung an unsere Begegnung. Die Tanzclips haben keinen eigenen Kanal und hier auf dieser Webseite lassen sich keine längeren Videos hochladen. Von daher gibt es hier nur ein Beispiel aus Kirgistan, wo ich mit einer Australierin und einem Ecuadorianer sowie Vater und Tochter aus Kirgistan tanze:
Immer gerne her damit: ich lasse mich gerne inspirieren (und wenn Sie möchten, veröffentlichen wir auch)!