Nach dem vorigen Artikel über das flexible Reisen musste ich noch ein wenig nachdenken und somit gibt es noch einen 2. Beitrag dazu.
Wer hat eigentlich daheim so Tage, wo man sich treiben lässt? Also nicht in den eigenen vier Wänden, sondern draußen? Wo man irgendwohin geht und dabei dieses und jenes sieht, verweilt, sich umentscheidet, etwas dazu nimmt, mit fremden Menschen spricht und so weiter?
Bei mir ist es manchmal. Auf Reisen bzw. woanders ist es öfter. Hinterher fühle ich mich meistens entspannt und angeregt. Lebendig und zufrieden.
Als ich so über Rajasthan sinnierte, dachte ich, dass man dort eigentlich beste Gelegenheiten hat, sich so treiben zu lassen. Es gab einen anderen Tag vor wenigen Jahren, der mir zum Leitbild wurde. Ich war mit einem befreundeten Paar (er Fotograf, sie Lehrerin) in deren Auto für 5 Tage unterwegs. Alle Verabredungen, die wir trafen, wurden über den Haufen geworfen. Keine Zeit wurde eingehalten. Es begann damit, dass ich an Tag 1 am Treffpunkt war und die Nachricht erhielt, dass die beiden doch erst einen Tag später kommen würden. Das zog sich durch die gemeinsame Zeit durch. Wäre ich nicht darauf innerlich eingestellt gewesen und hätte mir gedacht, dass ich es jetzt einfach mal ausprobieren würde – ich hätte mich ständig furchtbar geärgert.
Aber die dadurch gewonnenen Erlebnisse waren Geschenke, die ich sonst nie erhalten hätte. Und so möchte ich ermuntern, selbst bei einem festen Tourplan zu schauen, ob es nicht hier oder dort Gelegenheiten gäbe, die Pfade zu verlassen.
Wir starteten damals also aus der Nähe von Kumbalgarh Richtung Udaipur auf schmaler Landstraße. Dörfer reihten sich aneinander. Und bei einem hielten wir, da unser Fotograf ein paar Bilder machen wollte.
Auf der Landstraße waren die Shops und einige Leute unterwegs. Es führten kleinere Gassen weiter in das Dorf hinein.
Aus einem Innenhof hörten wir viele Stimmen und kamen näher. Einige Leute saßen im Kreis und winkten uns dazu. Warum sie hier sitzen würden? 3 der Leute waren zu Besuch aus Gujarat. Sie zogen durch die Lande um von ihrem Guru zu erzählen.
Wir unterhielten uns (wobei ich natürlich auf Übersetzungen angewiesen war) darüber, was die Leute so machen und wie sie im Dorf leben usw. Wie man sieht, war es nicht allzu warm.
Da hörten wir auf einmal Trommeln näher kommen und schauten heraus:
Wir schlossen uns an. Eine Frau hatte das arrangiert – warum weiß ich gar nicht mehr. Sie war die Hauptperson. Es ging zum örtlichen Jain-Tempel, man betete und sang und tanzte. Und ich machte Fotos:
Danach ging es in das Haus der Frau. Ihr wurden vor Betreten die Füße in Milch gebadet, es wurden Snacks gereicht, Fotos gemacht und wir hatten alle eine gute Zeit miteinander.
Die Leute erzählten uns von einem spannenden Tempel
nur wenige Kilometer weiter. Den steuerten wir an. Ein Torbogen auf der Straße mit einer dahinter startenden Treppe den Berghang hinauf war der Startpunkt. Wir stiegen höher und höher und nachdem eine Anhöhe überwunden war, sahen wir den Tempel in Mitten der Bäume. Es hatte direkt ein „Indiana Jones Feeling“.
Wir hatten Glück: auch dort fand eine Zeremonie statt. Oder besser gesagt: eine Gottheit fuhr in einen Mann, den darauf die anderen um Rat fragen konnten. Ein Priester kommunizierte mit den Gottheit-Statuen und einige alte Männer hockten herum und rauchten.
Wenn die Gottheit in einen fährt, muss man offensichtlich seinen Oberkörper entblößen und sich mit Ketten auf den Rücken schlagen. Dieses ist nicht der einzige Tempel, wo es so etwas gibt.
Und als wir wieder unten ankamen, hatten wir noch eine interessante Unterhaltung mit 2 Mädels – zu lesen im unten stehenden link.
Fazit: als wir morgens starteten, dachten wir, eine normale Fahrt würde uns nach Udaipur führen. Als wir wieder in das Auto stiegen, freuten wir uns riesig, was wir alles erlebt hatten.
Ich weiß, man hat nicht immer so ein Reiseglück. Aber man kann Situationen schaffen, wo die Chance auf Reiseglück vergrößert wird. Allerdings braucht es dazu folgendes:
Gerade in Rajasthan begegnet einem sehr viel wunderliches – mir scheint mehr, als woanders in Indien. Beste Chancen für etwas Reiseglück!
Noch mehr Erlebnisse in einem Zeitungsartikel veröffentlicht:
Die Geschichte der Mädchenbegegnung: