Ganz unten im Osten bis zur Südspitze Indiens klebt an der Küste ein breiter Bundesstaat: Tamil Nadu. Über 70 Mio Menschen leben zwischen dem indischenOzean und den Bergzügen der Western Ghats und Nilgiri-Bergen sowie in der der Hauptstadt Chennai. Der Bundesstaat hat 130.058 qkm, d.h. ist ungefähr so groß wie Griechenland. Die BewohnerInnen sind hauptsächlich Tamilen und sprechen auch Tamil – ebenso wie die Gemeinschaft im nahe gelegenen Nordteil von Sri Lanka. Die Bevölkerung ist überwiegend hinduistisch (ca. 88%), dazu kommen kleinere muslimische und christliche Gemeinschaften. Tamil Nadu ist bekannt für seine lebendige Dravidische Kultur, alte Tempelarchitektur und eine starke Filmindustrie („Kollywood“), die das alltägliche Leben prägt.
Tamil Nadu ist tropisch heiß in der Ebene und moderat in den Bergen. Bestimmt wird das Wetter vom Monsun. Dieser ist zwischen September und Dezember heftiger, da er von Nordost kommt, der Sommermonsum von Juli bis September aus Südwest regnet sich dagegen zum Teil schon an den Bergen ab. Wenig Niederschlag ist von Januar bis Juni zu erwarten. Insgesamt ist es jedenfalls nicht ganz so nass wie in Kerala.
Geographisch beeindruckt Tamil Nadu mit einer abwechslungsreichen Landschaft: Im Westen erheben sich die Western Ghats mit schattigen Wäldern und Teeplantagen, im Osten erstreckt sich die fruchtbare Küstenebene entlang der Bay of Bengal. Die Wirtschaft Tamil Nadus ist vielfältig: Neben der traditionellen Landwirtschaft mit Reis, Zuckerrohr, Baumwolle und Tee spielen Industrie, Textilproduktion und IT-Dienstleistungen eine große Rolle. Die Hauptstadt Chennai an der Ostküste ist ein bedeutendes Wirtschaftszentrum mit einem großen Hafen und vielen Technologieparks. Durch Urbanisierung und Bildung wächst der Bundesstaat wirtschaftlich stark, wobei soziale Ungleichheiten weiter bestehen.
Historisch berühmt sind die alten Tempel in Madurai, Thanjavur und Rameswaram, die sowohl spirituelle Zentren als auch architektonische Meisterwerke darstellen. Pilger und Kulturinteressierte finden hier tief verwurzelte Traditionen und festliche Rituale, die das kulturelle Leben prägen.
Tamil Nadu ist ein spannendes Reiseziel für Kultur-, Natur- und Städteliebhaber. Gerne helfen wir bei der Planung von individuellen Reisen oder Gruppenprogrammen, die Ihnen die Vielfalt und Tiefe dieses Bundesstaates näherbringen. Unsere Partner vor Ort legen Wert auf nachhaltigen Tourismus und arbeiten eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen.
Unten finden Sie einige wichtige Infos zu Tamil Nadu, die Ihren Aufenthalt bereichern können. Für weitere Fragen stehen wir jederzeit bereit!
Für die Anreise nach Tamil Nadu gibt es mehrere Möglichkeiten:
Per Flugzeug direkt nach Chennai
Per Flugzeug nach Delhi, Bengaluru oder Kochi und von da weiter nach Tamil Nadu, entweder auch mit dem Flugzeug oder per Bahn oder dem Auto.
Am einfachsten ist es, Tamil Nadu mit dem Auto mit Fahrer zu bereisen. Aber auch das Schienennetz ist gut ausgebaut und somit bietet sich auch an, eine Strecke mit der Bahn zurück zu legen. Natürlich fahren auch Busse in jede kleine Ortschaft – vielleicht haben Sie auch Lust, das einmal auszuprobieren? In den Städten können einen wendige Rikschas von A nach B bringen – oder Sie fahren in Chennai mit der Metro.
Tamil Nadu bietet eine breite Palette an Unterkünften für unterschiedliche Bedürfnisse. In den größeren Städten und Touristenzentren gibt es schicke Hotels und komfortable Resorts. Besonders reizvoll sind die zahlreichen Homestays und Gästehäuser in ländlichen Regionen und nahe den berühmten Tempeln. Dort erlebt man oft herzliche Gastfreundschaft und familiäre Atmosphäre. In den Hill Stations laden gemütliche Lodges und Bungalows ein. Sagen Sie uns, was Ihnen bei der Unterkunft wichtig ist – und arrangieren es Ihnen!
Tamil Nadu ist reich an kulturellen Schätzen. Besonders berühmt sind die farbenprächtigen Tempeltänze wie Bharatanatyam, die mit präzisen Gesten und ausdrucksstarken Bewegungen Geschichten aus der hinduistischen Mythologie erzählen. Viele dieser Tanzvorführungen finden in historischen Tempeln oder bei kulturellen Festivals statt. Auch die traditionelle Musik, etwa die Carnatische Musik, spielt eine große Rolle im kulturellen Leben. Zusätzlich gibt es in Tamil Nadu vielfältige Theaterformen und Volksfeste, die sich oftmals gut in eine Reise integrieren lassen. Traditionelle Schattentheater (z. B. „Tholpavakoothu“) und Puppenspiel ergänzen das kulturelle Angebot.
Tamil Nadu ist auch bekannt für seine vielfältige traditionelle Kunsthandwerksszene. Besonders berühmt sind die kunstvollen Bronzen aus der Stadt Thanjavur, die seit Jahrhunderten religiöse Figuren mit großer Detailgenauigkeit darstellen. Ebenso bedeutsam sind die farbenfrohen Tanjore-Malereien, die mythologische Motive auf kunstvoll vergoldeten Leinwänden zeigen. Die Region ist auch für feine Handweberei und Teppichknüpferei bekannt, besonders in ländlichen Gebieten. Märkte und Kunsthandwerkszentren bieten Reisenden die Möglichkeit, diese traditionellen Kunstformen hautnah zu erleben und handgefertigte Souvenirs zu erwerben.
Kolam sind kunstvolle, meist symmetrische Muster, die Frauen jeden Morgen vor ihren Häusern auf den Boden zeichnen – traditionell mit Reismehl, manchmal auch mit Kreidepulver oder farbigen Pigmenten. Diese Muster bestehen aus Punkten, Linien und Schleifen und sollen Glück bringen, böse Geister fernhalten und die Gäste willkommen heißen. Das Zeichnen von Kolam ist nicht nur eine künstlerische Praxis, sondern auch ein tägliches Ritual, das viel Geduld, Geschick und Kreativität verlangt.
Fast 90% der EinwohnerInnen Tamil Nadus sind hinduistischen Glaubens. Die Tempel hier unterscheiden sich architektonisch deutlich von denen im Rest Indiens und besonders sehenswert. Viele der über 30.000 Tempel sind mehrere hundert Jahre alt, manche sogar über 800 Jahre. Die pyramidenförmigen Türme (Gopurams) ragen hoch hinauf und sind schon von weit her gut zu sehen. Manche sind im originalen Sandstein erhalten, manche aber auch kunterbunt angemalt. Die Türme sind verziert mit Gottheiten und Figuren aus den hinduistischen Mythen sowie kunstvollen Ornamenten. Die berühmteste Tempelanlage befindet sich in Madurai, der Minakshi-Tempel. Neben den Türmen befinden sich Säulengänge, Hallen und ein Wasserbassin in einer Tempelanlage. Und ein Elefant. Gegen eine Gabe berührt er die Köpfe der Gläubigen mit dem Rüssel zur Segnung. Die Tempel sind üblicherweise voll mit Besuchenden, deren buntem Treiben man gut zuschauen kann. Es sind also unbedingt Tempelbesuche in eine Tamil-Nadu-Reise einzuplanen.
Typisch für Südindien wird mehr Reis gegessen als Brot. Auch ist das Essen schärfer, dafür nicht so fett. Fleisch spielt eine untergeordnete Rolle, dafür kann man in verschiedensten zubereitetem Gemüse schwelgen. Durch den langen Meerstreifen kommt auch Fisch öfters auf den Tisch. An bestimmten Orten kommt das Essen nicht auf Tellern sondern einem Bananenblatt daher. Und auch wenn es ungewohnt erscheint: mindestens eine ganze Mahlzeit per Hand zu essen ist ein interessantes Erlebnis.
Ebenfalls ein besonderes Erlebnis ist das Essen in der ehemaligen französischen Kolonie Pondicherry. Baguette, Croissant, Coq au Vin, Ratatouille und Bouillabaisse sind hier nicht unbekannt. Ein französisches Café mitten in Indien ist jedenfalls eine interessante Abwechslung.
Tee wird in den eigenen Bergen angebaut und auch Kaffeepflanzen gedeihen hier gut.
Im Westen Tamil Nadus ziehen sich die Eastern und Western Ghats entlang – Gebirgszüge mit Höhenlagen bis über 2.600 Meter. Besonders bekannt sind die sogenannten Hill Stations wie Ooty (Udhagamandalam), Coonoor und Kodaikanal, die einst von den Briten als Rückzugsorte vor der Hitze des Flachlands gegründet wurden. Heute bieten sie ein kühleres Klima, grüne Hügel, Teeplantagen und Waldgebiete – eine angenehme Abwechslung zur tropischen Ebene.
In Ooty und Coonoor prägen weitläufige Teeplantagen das Landschaftsbild. Spaziergänge, Zugfahrten mit der historischen „Nilgiri Mountain Railway“ und Besuche in kleinen Teefabriken geben Einblicke in den Alltag der Region. Kodaikanal liegt etwas abgelegener und bietet ruhige Wälder, Wasserfälle und Wanderwege.
Die Berggegenden sind auch Heimat seltener Tierarten, darunter Wildgaur, Affenarten und viele Vogelarten. Kleine Dörfer und Märkte zeigen den Alltag abseits der Städte. Wer es ruhig, grün und etwas kühler mag, ist hier gut aufgehoben.
In Tamil Nadu gibt es ein breites Netz staatlicher und privater Schulen, der Bildungsstandard variiert jedoch stark – besonders zwischen Stadt und Land. Englisch (und natürlich Tamil) wird an vielen Schulen als Unterrichtssprache verwendet. Schulbesuche für Reisende sind in der Regel nach Absprache möglich,d.h. wir integrieren einen solchen gerne in Ihren Tourplan. Oder schauen vor Ort, ob sich spontan ein Schulbesuch ergibt. Dabei lassen sich sowohl der Unterrichtsalltag als auch der Austausch mit SchülerInnen und Lehrkräften erleben – ein spannender Einblick in das Bildungssystem und den Alltag tamilischer Kinder und Jugendlicher.
Dorftourismus in Tamil Nadu ermöglicht einen direkten Einblick in das ländliche Leben abseits der Städte und Hauptsehenswürdigkeiten. In einigen Regionen – etwa in den Hügeln oder im Kaveri-Delta – gibt es kleine Initiativen, bei denen Reisende in Homestays wohnen, bei der Feldarbeit zusehen oder an lokalen Handwerks- und Kochaktivitäten teilnehmen können. Solche Aufenthalte bieten tolle Erfahrungen und fördern den Austausch mit der Dorfbevölkerung. So kommt man „Indien“ leicht ein wenig näher.
1076 km ist die Küstenlinie Tamil Nadus am Indischen Ozean. Sie ist geprägt von langen Sandstränden, kleinen Fischerdörfern und bedeutenden Hafenstädten (insb. Chennai). Besonders bekannt ist Mamallapuram mit seinen steinernen Tempeln und Reliefs direkt am Meer – ein beliebter Zwischenstopp südlich von Chennai. Weiter südlich liegen ruhige Strandabschnitte, teils mit schattigen Palmenhainen, teils offen und windig. Baden ist hier allerdings meist nicht zu empfehlen – die Strömung ist oft stark, es gibt kaum Infrastruktur oder Aufsicht, und das Meer kann unberechenbar sein.
An der Südspitze liegt Rameswaram, eine Pilgerstadt auf einer vorgelagerten Insel, verbunden mit dem Festland durch einen langen Eisenbahndamm. Auch hier prägt das Meer das tägliche Leben. Wer sich für maritime Lebensweisen, frühes Markttreiben oder die Fischverarbeitung interessiert, findet entlang der Küste viele Möglichkeiten zum Beobachten und Mitlernen – ganz ohne den touristischen Trubel von Kerala oder Goa.