GUJARAT

 

Gujarat bietet eigentlich alles, was eine Destination attraktiv macht. Und doch führt es ein Mauerblümchen-Dasein bei westlichen Reisenden, d.h. man begegnet wenigen. Da es aber bei indischen Reisenden recht beliebt ist, ist die touristische Infrastruktur durchaus gut ausgebaut und man findet ausreichend angenehme Übernachtungsmöglichkeiten. Auch sind die touristischen Sehenswürdigkeiten sehr vielfältig – von beeindruckenden Tempelbauten wie den Jain Tempeln in Palitana über wilde Löwen bei Sasan Gir und dem Gandhi Ashram in Ahmedabad bis zu eindrucksvollstem Kunsthandwerk im Rann of Kachchh.

 

Einst das wirtschaftliche Wunderländle liegt es heute auf Platz fünf beim BIP unter den indischen Bundesstaaten. Der große Hafen in Mundra ist sehr wichtig für Indiens Exporte, die Industrie (z.B. Öl, Energie, Textil) ist hoch entwickelt, Salzgewinnung ist ganz groß und der Anbau von Baumwolle, Rhizinus, Erdnüssen und Tabak liefert hohe Erträge. IT und Tourismus gewinnt immer weiter. Für Reisende schlägt sich das nieder in guten Straßen und wenig/er sichtbarer Armut. Nur mit den Englischkenntnissen hapert es vielerorts.

 

Wer das Besondere, die Vielfalt und insbesondere (Textil)kunsthandwerk liebt, ist hier genau richtig! Auf fast 200.000 qkm befinden sich Küste, Berge, Flüsse, die einzigartige Salzmarschlandschaft des Rann of Kachchh, diverse Nationalparks und eine bunte Tierwelt. Architektonische Highlights wie Stufenbrunnen, Hindu- und Jain-Tempel oder der archäologische Park von Champaner lassen staunen. Und die Kontakte zur Bevölkerung runden eine Reise ab.

 

Achtung! Gujarat ist ein sogenannter trockener Staat, d.h. es gibt Alkohol weder zu kaufen noch in Restaurants oder Hotels. Es sei denn, sie haben eine Ausnahmegenehmigung als westliche Reisende. Diese besorgen wir Ihnen natürlich gerne.

 

Hier finden Sie Infos zu verschiedenen Aspekten und Reiseideen, die wir Ihnen in Ihre Reise integrieren können. Es lassen sich unzählige Kombinationen aus Unterkünften, Safaris, Besichtigungen, Begegnungen, Aktivitäten, Gebieten usw. zusammenstellen.

 

Unterwegs

Gujarat hat sehr gute Straßen. Am bequemsten reist man mit dem Auto mit Fahrer. Aber auch einige Zugstrecken sind von Interesse, z.B. auch die Nachtzugfahrten ab/an Delhi oder Mumbai zur Flugvermeidung. Zwar ist das Busnetz von Gujarat umfassend und Busse fahren auch in die entlegensten Dörfer – allerdings teilweise sehr selten und zeitraubend.

 

Safaris im Sasan Gir NP und dem Little Rann of Kachchh werden mit bequemen kleinen Jeeps unternommen.

 

Ganz speziell ist eine neue moderne Seilbahn in Junagadh auf den Girnar Hill.

 

 

Unterkunft

Leider gibt es in Gujarat wenige, aber immerhin einige und zwar Heritage Hotels. Das sind alte Paläste oder auch städtische Anwesen von adligen Familien, die diese – oder einen Teil davon – als Hotel umgebaut haben. Wir empfehlen unbedingt eine Übernachtung z.B. in den Orten Palitana, Muli, Poshina oder auch in Bhuj. Hier ist man nicht nur umgeben von alter Geschichte und schönen Dingen sondern hat auch einen besonderen Einblick in die Verwobenheit der Adligen mit ihrer Umgebung.

 

Bei den Nationalparks befinden sich Resorts oder Lodges, wo man naturnah und doch sehr bequem Unterkunft findet. Diese sind üblicherweise sehr ruhig und man hat Zeit für Tierbeobachtungen, kann zur Ruhe kommen – und auf Safari gehen.

 

In einigen Orten können Sie in einem Homestay Kontakte zu Familien knüpfen. Sie haben einige Gästezimmer hergerichtet und lassen die Gäste an ihrem Familienleben teilhaben. Sie sind üblicherweise sehr offen, freundlich, sprechen gutes englisch und haben große Freude am Kontakt mit den Reisenden.

 

Neben diesen spezielleren Unterkünften gibt es ausreichend moderne, saubere und bequeme Hotels.

 

 

Rann of Kachchh

Der Rann of Kachchh ist ein riesiger einzigartiger Salzsumpf im Nordwesten Gujarats, teilweise an Pakistan grenzend. 28.000 qkm umfassen zwei Gebiete, den größeren Greater Rann of Kachchh und den südöstlich davon gelegenen kleineren Little Rann of Kachchh. In der Regenzeit von Juli bis September wird dieser Salzsumpf regelmäßig um ca. 50 cm überflutet. Direkt dort leben nur wenige Tiere, Menschen haben sich an den Rändern angesiedelt. Für die Salzgewinnung spielen die Gebiete eine große Rolle.

 

Little Rann of Kachchh

Hier leben die Wildesel (Wild Ass), die den Kyangs im Changthang von Ladakh recht ähnlich sehen. Bei einer Jeepsafari kann man diese entdecken, manchmal auch einen Wüstenfuchs – und eine reiche Vogelwelt. Auch kann hier bei der manuellen Salzgewinnung zugeschaut werden. Oder man genießt einfach die Ruhe der wenig besuchten stillen Landschaft.

 

 

Greater Rann of Kachchh

Sind Sie schon einmal auf Salz gegangen? Dieses einzigartige Erlebnis wird Ihnen hier geboten! Die Gegend ist nicht von überall zugänglich sondern hauptsächlich über eine Art Steg-Straße, die 85 km von Bhuj entfernt ist. Hier sorgt eine gute Organisation für das Wohl der Reisenden. Man läuft einfach herum, macht schöne Fotos oder wird auf einem Kamelkarren herumgefahren.

 

 

Textilkunst

Es ist der Wahnsinn! Formen, Farben, Muster, Stiche, Fäden, Webtechniken, Färbetechniken, Material – der Vielfalt dessen, was man mit Fäden und Stoffen herstellen kann, scheinen in Gujarat keine Grenzen gesetzt zu sein. Da gibt es viel zu gucken – und natürlich auch einzukaufen! Schon seit 1949 gibt es das Textilmuseum in Ahmedabad, das Shrujan Museum (bzw. es ist insgesamt eine Ausbildungseinrichtung – aber eben mit einem tollem Museum) zeigt die verschiedenen Textilien mit Stickereien der dortigen Volksstämme, in den Bhanni Dörfern zwischen Bhuj und dem Greater Rann of Kutch und vereinzelt auch anderswo kann man in Webereien und Stickereien dem Handwerk zuschauen (und auch so spezielle Techniken wie Rogan Art sehen) und in Patan sind die berühmten Patola-Färbe/Webetechniken zu bewundern. Wir integrieren so viele Besuche wie gewünscht in Ihren Tourplan!

 

 

Tempel

In Gujarat liegen einige der interessantesten Tempel Indiens. Die hinduistischen Tempel Dvaraka und Somnath werden aktiv genutzt und sind weit über Gujarat hinaus bekannt.

 

Der Modhera Sun Tempel ist aus dem 11. Jhdt. Er ist so gestaltet dass an den Tagen der Tagundnachtgleiche die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne das Bildnis Suryas beleuchten und am Tag der Sommersonnenwende die Sonne mittags direkt über dem Tempel scheint und keinen Schatten wirft. Spannend ist auch ein Besuch des nahen Dorfes Modhera, welches seit 2022 ausschließlich von Solarenergie gespeist wird.

 

Die Jains sind eine kleine, aber gerade in Gujarat bedeutende Religionsminderheit, die hier einige prachtvolle Tempel gebaut haben. Ganz obenan sind die ca. 3.800 Tempel von Palitana, die beeindruckend auf den Bergspitzen sitzen. Auch am Girnar Hill gibt es Jain Tempel sowie bei Poshina. Eine gute Gelegenheit, nicht nur die Bauten zu bewundern sondern sich auch mit dieser speziellen Religion der Gewaltlosigkeit zu beschäftigen.

 

Daneben gibt es natürlich zahllose mehr oder minder große Tempel in den Dörfern und Städten.

 

Dörfer

Dorfbesuche bereichern Ihre Reise und bieten einen besseren Einblick in Gujarat. Runde 58% der EinwohnerInnen leben auf dem Land in größeren und kleineren Dörfern – das ist im Vergleich mit Restindien eine relativ geringe Zahl. Umso lohnenswerter, dieses Leben kennenzulernen!

 

Interessanterweise ist auch das reichste Dorf Indiens hier – Madhapur bei Bhuj erhält sehr viel Geld von im Ausland arbeitenden Dörflern, die das Geld ihren Familien schicken. Das Dorf hat somit ein größeres Budget für Infrastruktur, Bildung und – Banken! Vielleicht haben Sie Lust zu schauen, ob sie die Unterschiede entdecken?

 

Die Dörfer haben sich im Zuge der Modernisierungen gewandelt. Viele arbeiten inzwischen in den nächsten Städten oder Fabriken auf dem Land oder eben sogar ganz im Ausland. Trotzdem wird natürlich noch Land- und Viehwirtschaft betrieben sowie das Handwerk gepflegt.

 

Besonders interessant sind die sogenannten Banni-Dörfer, d.h. die kleinen Siedlungen in nördlich von Bhuj. Hier lassen sich insbesondere Textilkunst, Manufakturen und einfache schön gestaltete Häuser bewundern. Einige von diesen Dörfern haben sich stark auf den Tourismus konzentriert, in andere verschlägt es kaum einmal Reisende. Empfehlen den Besuch bei beiden! Wer mag, kann auch in den Resorts der Gegend übernachten – oder macht einen Tagesausflug von Bhuj aus.

 

Die Adivasi – die indigene Stammesbevölkerung – leben überwiegend auf dem Land und kommen nur zum Handel und Einkauf in die Stadt. Sie wohnen hauptsächlich im Osten des Bundesstaates an der Grenze zu Rajasthan. Die meisten gehören der Gruppe der Bhil an. Weiterhin sind viele in den Dörfern am Greater Rann of Kachchh anzutreffen. Lernen Sie hier deren Leben genauer kennen.

 

Wir bieten Dorfbesuche auf unterschiedliche Arten an. Zum einen gehört zu einer Übernachtung in einem Heritage Hotel in einem Dorf ein Dorfspaziergang dazu. Hier kann man insbesondere den Zusammenhang der „Adelsklasse“ und der seit Generationen bestehenden Verflechtung mit dem Dorf sehen. Da bei diesen Spaziergängen überwiegend jemand von der Familie oder deren Personal dabei ist, gestaltet sich der Kontakt zur Bevölkerung recht komplikationslos. Auch kann man alle möglichen und unmöglichen Fragen stellen und somit sehr viel vom Alltagsleben und der Dorfstruktur erfahren.

 

Weiterhin empfehlen wir, einfach mal bei „irgendeinem“ Dorf zu halten und loszuziehen – ob mit oder ohne Guide. Es lässt sich immer etwas entdecken und mit Menschen in Kontakt treten.

 

Neben den ganzen „Lern- und Erfahrungsaspekten“ ist ein Dorfaufenthalt auch immer eine gute Gelegenheit, einen langsameren Rhythmus zu genießen, sich an der Einfachheit des Lebens zu erfreuen, zur Ruhe zu kommen und der Natur zu lauschen.

 

 

Naturparks

Neben dem schon oben erwähnten Little Rann of Kachchh mit den Wildeseln gibt es noch weitere Gegenden zum Entdecken von Tieren und/oder Pflanzen. Ganz oben steht der Sasan Gir Nationalpark, wo die einzigen Löwen Asiens wohnen. Bei einer Safari kann man das Glück haben und welche sichten.

 

In den (Tourismus)Kinderschuhen steckt der Polo Forest, einem Gebiet nördlich von Ahmedabad, wohin es die Städter inzwischen gerne am Wochenende zieht. In einem großen Waldgebiet mit Wasserläufen lassen sich nicht nur Flora und Fauna entdecken sondern auch Tempelruinen!

 

Festivals

Gujarat ist DER Ort für das Drachenfestival! Dieses findet überall in Indien am 14. Januar statt, aber hier wird es mit besonderer Leidenschaft begangen. Schon Wochen vorher werden die Drachen und insbesondere die speziellen Schnüre hergestellt, mit denen versucht wird, andere Drachen zu Boden zu bringen. Wer so besonders viele Drachen zu Fall bringt, kann sich mit den Trophäen schmücken und wird gefeiert.

 

Neben den indienweiten Feiertagen wie Holi, Diwali, Dussehra und Navratri, gibt es auch lokale Feierlichkeiten wie Rann Utsav, Tarnetar, Khantav- und Madhavpur-Fair, bei denen Tänze aufgeführt werden, bunte Marktstände Besuchende anziehen und unterschiedliche Aktivitäten angeboten werden.

 

 

andere Besonderheiten

Wie oben schon beschrieben ist Gujarat ein Bundesstaat, der Vielfalt bietet. Ein paar Aspekte haben wir schon aufgezählt, aber anderes ist einzigartiger. Da wären:

 

Stufenbrunnen

Ganz oben an der Rani Ki Vav, nicht nur der am kunstvollsten ausgebaute aller Stufenbrunnen sondern auch insgesamt ein architektonisches Highlight, welches einen in großes Staunen versetzt (persönliche Anmerkung: für mich kommt er in Indiens Architektur direkt hinter dem Taj Mahal). Neben diesem absoluten Stufenbrunnen-Highlight gibt es aber auch noch weitere interessant gestaltete wie den Adalaj Brunnen bei Ahmedabad oder auch diverse Brunnen in der Nähe von Dörfern an denen die frühen (Handels)Reisenden gut rasten konnten auch nachdem die Stadttore schon geschlossen waren.

 

Siddhpur

In Siddhpur entstanden ab dem 19. Jhdt. pastellfarbene Häuser im viktorianischen Stil, gebaut von der Bohra Gemeinschaft, moslemischen Händlern. Heute sind viele verlassen, aber die Schönheit sieht man noch gut. Diese Häuser fallen auf zwischen der üblichen Architektur Indiens – eine Art Überraschung.

 

Mahabat-Maqbara-Palace-Komplex

In Junagadh gibt es nicht nur ein altes Fort zu besichtigen sondern ganz speziell gestaltete islamische Mausoleen. Sie entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. Mit „Fake“-Minaretten, gotischen Stilelementen und Zwiebeltürmchen wirkt das Ensemble schon sehr einzigartig.

 

Idar Hills

Große Felsen auf Hügeln, eine Shiva-Höhle und ein verlassenes altes Fort bieten eine spezielle Kulisse, die zum Entdecken einlädt. Das malerisch gelegene Fort dient als Fotokulisse für Vor-Hochzeits-Shootings, lässt aber auch das Herz von Urbex-Fans höher schlagen. Für die Entdeckung des ganzen Hügel-Komplexes sollte man gut Zeit einplanen und auch recht gut zu Fuß sein.

 

Gandhi Ashram

Mahatma Gandhis Wurzeln befinden sich in Gujarat. Er wurde dort geboren, betrieb den Sabarmati Ashram und startet von dort auch auch den berühmten Salzmarsch. Dieser Ashram kann in Ahmedabad besichtigt werden – er fungiert heute als informatives Museum.

 

Diu

Die ehemals unter portugiesischer Herrschaft stehende und vom Land über eine Autobrücke erreichbare Insel bietet Strand, portugiesisches Flair, eine christliche Kirche und ein verlassenes Fort am Meer. Diu gehört streng genommen nicht zu Gujarat sondern bildet mit anderen Gegenden ein eigenes Unionsterritorium. Interessant ist auch für manche, dass hier das in Gujarat herrschende Alkoholverbot nicht gilt. Man kann hier gut etwas entspannen und Sachen entdecken, die man eher mit Goa verbinden würde.

 

Wenn Sie von weiteren Orten, Aktivitäten, Attraktionen lesen, sehen, hören und diese gerne in Ihre Reise eingebaut haben möchten: machen wir!

 

Blogeintrag zu Gujarat

Eine Erkundungsreise in 2024

 

Blog Gujarat 2024