Ich fuhr mit dem Nachtzug von Delhi nach Goa. Da gibt es im Sleeper-Abteil auf der einen Seite so Art 6-er Abteile mit je 3 Betten quer zur Fahrtrichtung übereinander und auf der anderen Seite nur 2 in Fahrtrichtung. Ich hatte eines im 6-er mit komischen gackernden Mädels. 2 Männer fragten, ob ich nicht mit ihnen tauschen möge, sie hätten da so 2-er-Betten. Ich sagte ja, weil insbesondere das untere eigentlich ein prima Platz zum reisen ist. Immerhin wollte ich über 33 Stunden in dem Zug sitzen. Man muss sich mit niemanden wegen dem Bett absprechen (die anderen werden hin- und hergeklappt), kann rausgucken usw.
Zum Schlafen schob ich meinen Laptop hinter meinen Po, was das liegen ein bisschen eng machte, aber ich dachte es sei sicher genug und ich würde aufwachen, wenn den jemand bewegt. Leider war dem nicht so. Ich habe manchmal einen sehr tiefen Schlaf. Und als ich um 4:00 aufwachte, um auf Klo zu gehen, war die Tasche nicht mehr da. Ich bin sofort mit der Taschenlampe durch die Bahn gerannt, aber ahnte schon, dass es aussichtlos war. Die schöne auffällige Tasche ist bestimmt schnell rausgeflogen bzw. der Dieb vor x Stationen ausgestiegen. Immerhin sind meine um-mich-herum-Leute gegen 23:00 schlafen gegangen, wo ich schon schlummerte.
Diese Drumherum-Leute waren ein großer Haufen obernetter Jura-StudentInnen aus Nagaland, die waren es 100% nicht. Als ich zurück kam wühlte mein Oberschläfer Niketan, ein 20jähriger Mumbaianer aus der Navy, rum: sein Portemonnaie war auch aus seinem Gepäck gestohlen worden. War aber nicht so viel drin.
Beim nächsten Bahnhof guckte ich zwar noch die Aussteigenden durch, sah aber nichts. Indische Züge sind einfach sowieso zu lang und voll mit massig Leuten und eben – ich denke, der Dieb war schon lange fort. Im Abteil zurück saßen dort einige Uniformierte, die ein Protokoll aufnahmen. Das war eigentlich mehr als lächerlich. Weißes Papier mit Blaupausen, kein englisch könnend notierten sie unwichtigen Kram. Die Nagaland-StudentInnen übersetzten.
Wenn ich es so überlege: ich bin weit über 20 Jahre in Indien gewesen, sehr viel öffentlich gereist, habe immer bisschen an Geld, Laptop, Kamera beigehabt (wenn auch keine riesigen Werte) – und das war mein erster Diebstahl. Und als ich dann hörte, was in Deutschland schon Leuten abhanden gekommen ist, dann fand ich den Schnitt eigentlich ganz OK. Und seitdem schlafe ich immer mit dem Kopf auf dem Laptop, das ist wohl doch noch eine Nummer sicherer…
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