Luftballons (Rajasthan)

Der fürstliche Hausherr lädt uns, 6 DänInnen, 1 mexikanisches Paar und mich, zu einer Spazierfahrt über Land zu einem der hiesigen Rabari-Dörfer in seinem offenen 12-sitzigem 1947er Chevrolet ein. Hocherhoben rollen wir über die staubigen Straßen, hin- und hergerissen zwischen dem kolonialistischen Touch und der Freude, in so einem lustigen Auto zu sitzen. Wir rollen in ein kleines Dorf ein, überall saubere ordentliche Lehmhütten – und eine Horde neugieriger Kinder. Der Hausherr erzählt etwas über die halbnomadische Lebensweise der Rabaris, die in Dürrezeiten ihre Herden bis in den Bundesstaat Maharashtra führen.
 

Plötzlich ein Gekreisch in der Kindergruppe. Eine Dänin hat eine Handvoll Luftballons aus dem Rucksack gezogen, nach denen unzählige Kinderhände greifen aus Angst, keinen abzubekommen. Der Hausherr stockt, ermahnt die Kinder und guckt unglücklich drein. Danach unterhält er sich nur noch mit seinem Mobiltelefon und einem Dorfbewohner. Die Kinder hüpfen umeinander, pusten die Ballons auf, kriegen keinen Knoten hin, lassen den Ballon los, der zischend umhersaust und springen ihm hinterher. Dazwischen Grinseblicke zu den DänInnen.
 

Diese bleiben als Gruppe in 2-3 m Entfernung von der Kindergruppe stehen, amüsieren sich lachend über die niedlichen Kapriolen der Kleinen, deuten auf diesen und jenen und schnattern freudig giggelnd miteinander. Einer mit einer großen Kamera löst sich manchmal 2 Schritte von der Gruppe, um die herzigen kleinen Kindergesichter einzufangen.
 

Der Hausherr hat sich abgewandt. Nachdem der Spaß vorbei ist, führt er uns wieder zum Auto, guckt ernst in die Runde und sagt: „Bei uns ist niemand arm. Alle haben Land, Vieh, Unterkunft, Essen und Schmuck.“

 

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