Ich hüpfe und hoppele und schaukele über die staubigen Landstraßen im Süden Rajasthans. Mit mir eine ganze Busladung voll weiterer Passagiere mit ihren Säcken, Taschen, Kartons, Kleinkindern und Babies. Der Bus hält bei jeder kleinen Hausansammlung und spuckt einen Teil seiner Inhalts aus um einige hundert Meter weiter den freigewordenen Platz wieder aufzufüllen. Ich sitze zuerst neben einer Grundschullehrerin. Ich habe keine Kinder? Unverheiratet? 47? Oh je… das macht auch mein Lehrerbruder nicht wieder wett. Der Typ schräg hinter mir fotografiert mich mit seinem Mobiltelefon. Woher ich komme? Germany. Ah! Das macht sofort die Busrunde. Wo ich hinwill? Bijaipur. Wo ist das denn? Ich sage „Lalpura – change bus“ und lächle freundlich den Schaffner an. Ja, Lalpura! Da muss ich den Bus wechseln. Die anderen Passagiere nicken zufrieden.
Eine lange Zeit später sind wir in Lalpura und der Schaffner schubst mich in die Arme eines Offiziellen mit Schreibblock und sagt noch 10 minutes! Wait! He help! Bevor der Klapperbus ohne mich weiterhopst. Mr. Help weist mich auf ein Bänkchen. Wait! Ich kaufe Bananen, die Schale schnappt sich eine gierige Kuh. Ein Bus, ein Blick zu Mr. Help, ein Kopfschütteln. Warten. Noch ein Bus. Mr. Help springt auf und zieht mich hinter sich her, erklärt dem neuen Schaffner alles und schwupps sitze ich schon wieder zwischen neugierigen Blicken. Ich stehe auf, verbeuge mich, lege die Handflächen zusammen und lächle ein „namaste“ in die Runde. Die Leute grinsen. Die Hoppelstraßen werden von einem leeren Highway abgelöst, auf dem nur ein paar Ziegen trotteln.
Irgendwann ein Schild mit Pfeil nach links „Bijaipur“. Wir fahren nach rechts. Ich springe aufgeregt auf. Der Schaffner drückt mich wieder nach unten. Sit! Wait! Nach 5 min. kommt uns ein Bus entgegen und hält. Unser auch. Ich werde hinübergeschoben. Man hätte mich niemals alleine an der Straße sitzen lassen. Neugierige Blicke. Bijaipur? Ah, Germany. Grinsgrins. Die Knochen sind inzwischen gut durchgerüttelt, die Haare staubgepudert, der Rücken ausgeleiert.
Wir kommen an. Ich schultere meine zu große Tasche und wander zum Palasthotel. Sie erwarten mich schon. Die seltsame Deutsche im Bus hat bereits die Runde gemacht.
Man weist mir mein Zimmer, nein Gemach, zu, trägt das Gepäck hinauf, wuselt hierhin und macht dorthin. Swimming-pool, Sitznische, Balkon, weiches Federbett, Sauberkeit, Diwan, heiße Dusche. Luxus. Staubputtel ist im Märchen angekommen. Eine Nacht kostet soviel, wie höchstens ein Viertel der Businsassen pro Monat verdient.