Verbrennen (Varanasi)

An einem der letzten Ghats, wo ich ankomme, werden Tote verbrannt. Kleine Holzhaufen werden errichtet, der/die Tote in Stoffe gehüllt dazwischen gebettet, gut entzündliches Material in die Lücken gesteckt und dann wird der Haufen angesteckt. Es dauert ca. 3 Stunden, bis der Körper verbrannt ist. Die Asche kommt in den Ganges. Die Verwandten (männlich, aber einige Frauen habe ich auch gesehen), stehen dabei in der Nähe rum. Ich mache zwei Übersichtsbilder. Als ich einen anderen Stehplatz habe und nochmal die Kamera hebe, meint ein Inder neben mir, dass fotografieren nicht so gut sei. Ich senke die Kamera wieder. Finde meine vorigen Bilder aber durchaus ok und lasse sie somit.

 

Ich erzähle dem Inder, dass man sich bei uns aussuchen kann, ob man vergraben oder verbrannt werden möchte. Vergraben beschäftigt ihn. Wie lange das dauert, bis die Leiche vollends verschwindet. Ihn gruselt die zeitliche Vorstellung und er mag sich den Leichenzustand nicht ausmalen. Verbrennen wäre doch eine viel leichtere luftigere Lösung. Wir reden über Leute, die wir kennen, die verbrannten. Einer seiner Freunde hat sich so umgebracht wegen einer unglücklichen Liebe zu einer Anderskastigen. Er musste die Leiche abholen oder identifizieren oder so. Jedenfalls anschauen und das nimmt ihn immer noch mit. Währenddessen verbrennt unter uns eine Leiche immer weiter. Es ist kaum etwas zu sehen, jedenfalls nichts vom Gesicht, welches in viele Tücher gehüllt war. Wir reden weiter und sinnieren vor uns hin. Ein angenehmes ruhiges intimes Nachdenkgespraech mit einem völlig Fremden.

 

Am Ende kommt er darauf, dass er ja in einer Seidenfabrik arbeitet. Ich denke, dass er evtl. nach potentieller Kundschaft gucken sollte. Aber das hat er ganz vergessen. Er fragt noch, ob ich morgen in seine Fabrik kommen wollen würde, aber da fahr ich schon weiter. Es dunkelt und ich will in die Unterkunft eilen. Wir verabschieden uns freundlich. Die Plauderei war nett.

 

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