Ich fuhr mit der Bahn von Jaipur nach Bikaner. Es war ein Sitzabteil, d.h. Sitze für 3 Personen auf jeder Seite und die eigentlich alle reserviert, also voll. Großraum. Es waren aber noch mehr Leute im Waggon, die standen oder machten es sich auf dem schmutzigen Boden bequem. Ich saß zwischen einer Frau, die kein englisch konnte und einem jungen Mann aus dem Bundesstaat Jharkand, der in Jaipur irgendwas IT-mäßiges arbeitete und in einen anderen Ort fuhr um dort Support zu leisten. Die Leute wuselten sehr viel, Kleinkinder brüllten, es war laut, drängelig und ein bisschen anstrengend.
Ich sprach mit dem jungen Mann etwas über unsere Länderunterschiede. Er hätte gehört, wir seien nicht ganz so tolerant. Und würden z.b. auf den Sitz bestehen, der reserviert sei und auf genau den Raum, der dafür vorgesehen sei. In Indien würden immer alle irgendwie rumrücken, wenn noch jemand kommt und sich dazu setzen will. Gucken, wo noch irgendwelche Gepäckstücke hinpassen usw. Man würde sich immer ständig mit den neuen Gegebenheiten arrangieren. Zwar streiten InderInnen auch manchmal ziemlich rum, aber im Prinzip hat er völlig recht. Sie lassen ihre Mitmenschen mit ihren Nervereien oft so walten, wie es denen gefällt. Und tun es selber auch. Das ist einerseits anstrengend, da manches eben nervt. Andererseits – es bleibt nicht aus, wenn man zu so vielen gemeinsam lebt, ob nun in einem Zimmer, einer Wohnung, einem Haus, einem Bus, einem Zugwaggon, einer Straße, einer Stadt, einem Planeten….
(andere Zugfahrt)
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